Veranstaltungsreihe: „Giftige Pestizide – ein globales Geschäft auf Kosten von Mensch und Umwelt“
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- Veranstaltungsreihe: „Giftige Pestizide – ein globales Geschäft auf Kosten von Mensch und Umwelt“
- 2022-04-27T19:00:00+02:00
- 2022-04-27T21:00:00+02:00
- Brasilien: „Vom Paradies der Agrargifte zum Paradies der Agrarökologie – mission impossible?“
- Wann 27.04.2022 von 19:00 bis 21:00 (Europe/Berlin / UTC200)
- Wo Brot für die Welt, voraussichtl. Raum Amalie Sieveking, Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin
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Abendveranstaltung zum Thema Agrargifte in Brasilien, die Doppelmoral der europäischen (und deutschen) Pestizidexporte in den Globalen Süden sowie über agrarökologische Alternativen.
Referent:innen:
Larissa Bombardi, forscht zu den Folgen von Pesitiziden in Brasilien, Universiätsprofessorin für Geografie an der Universität von São Paulo (USP) aus Brasilien, die wegen Drohungen ins Exil nach Brüssel gehen musste.
Stig Tanzmann, ist Referent für Landwirtschaft in der Politikabteilung von Brot für die Welt und befasst sich seit Jahren intensiv mit Agrarökologie, unter anderem in Brasilien.
Marius Stelzmann, Coordination gegen BAYER-Gefahren
Moderation: Vinícius Mendes
Veranstaltung auf Portugiesisch und Deutsch mit Konsekutivverdolmetschung, Eintritt frei!
Brasilien: Vom Paradies der Agrargifte zum Paradies der Agrarökologie – mission impossible?“
Brasilien ist Weltmeister der Agrargifte. Seit 2010 werden in dem südamerikanischen Land mehr als eine Million Tonnen Pestizide jährlich in der Landwirtschaft versprüht. Daher trägt es den unrühmlichen Titel des größten Pestizidverbrauchers weltweit: im rechnerischen Durchschnitt kommen 7,3 Liter Agrargift auf jede Person in Brasilien. Und mit Tereza Cristina ist eine erklärte Lobbyistin in Sachen Agrargifte Landwirtschaftsministerin geworden, die zusammen mit dem rechtsextremen Präsidenten, Jair Bolsonaro, seit dessen Amtsantritt 2019 so viele Agrargifte wie noch nie freigegeben hat: im Zeitraum 1.1.2019 bis 25.2.2022 waren es 1.635 neue Pestizide, die laut Erhebungen des Universitätsprofessors Marcos Pedlowski der Universidade Estadual do Norte Fluminense in Campos dos Goytacazes im Norden des Bundesstaates Rio de Janeiro von der Bolsonaro-Regierung freigegeben wurden. In Brasilien sprüht das Agrobusiness, was das Zeug hält: „Brasilien – das Paradies der Agrargifte“, so beschrieb es das Internetportal Carta Capital bereits 2019.
Viele der in Brasiien erlaubten Agrarchemikalien sind beispielsweise in der EU verboten. Das hält aber europäische Konzerne wie Bayer, BASF und Syngenta z.B. nicht davon ab, Pestizide mit in der EU verbotenen Substanzen nach bzw. in Brasilien zu verkaufen. Deswegen treten auch hier in der Bundesrepublik Deutschland viele Nichtregierungsorganisationen für einen raschen Exportstopp solcher Pestizide ein, eine Forderung, die es sogar bis in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung schaffte. Nur, wann wird das endlich konkret?
Unsere Referentin Larissa Bombardi ist Professorin der Geografie an der Universität von São Paulo (USP). Eigentlich würde sie, wie seit ihrer Berufung an die international renommierte Universität im Jahr 2007, weiter vor Ort lehren, forschen und ihre Untersuchungen zur Geografie des Pestizid-Einsatzes in Brasilien und dessen Verbindungen zur EU veröffentlichen. Bombardi ermittelt z.B., in welchen Gemeinden Brasiliens wie viele Pestizide eingesetzt werden. Sie sammelt Daten über Pestizidvergiftungen und darüber, wie hoch die Krankheitsraten zum Beispiel bei Krebserkrankungen in den Gemeinden sind und bereitet diese Daten grafisch auf und veröffentlicht sie. Die Wissenschaftlerin stellte diese Informationen im Jahr 2019 auch in Europa vor. Nachdem darüber in den Medien berichtet wurde, erhielt sie in Brasilien anonyme Telefonanrufe, indirekte Drohungen, es wurde bei ihr eingebrochen. Bombardi ging angesichts dieses Klimas der gezielten Einschüchterung mit ihren Kindern nach Brüssel ins Exil und arbeitet dort weiter zu den Folgen des Pestizidbusiness in Brasilien, ein Business, das auch mit Europa etwas zu tun hat: z.B. mit den Pestizidproduzenten Bayer und BASF und derem rücksichtslosen Geschäft mit den Agrarchemikalien. Dabei gäbe es längst agrarökologische Alternativen.
Unser zweiter Referent ist Stig Tanzmann, er hat verschiedene Regionen Brasiliens zum Thema Agrarökologie besucht und befasst sich in seiner Arbeit in der Politikabteilung von Brot für die Welt intensiv mit der Frage, wie Agrarökologie national und international gestärkt und der Ausstieg aus dem Einsatz von Pestiziden ermöglicht werden kann. Unter anderem wird er analysieren, welche Erwartungen sich mit Blick auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung hinsichtlich der Stärkung von Agrarökologie ergeben und eine internationale Kontextualisierung vornehmen.
Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren wird gegen Ende der Veranstaltung ein Update zur am 29.4.2022 in Leverkusen virtuell stattfindenden Jahreshauptversammlung von BAYER berichten (zugeschaltet per Zoom).
Eine gemeinsame Veranstaltung von [alphabetisch sortiert]: Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, attac, Brasilien Initiative Berlin, Brasilien Initiative Freiburg, Brot für die Welt, Coordination gegen BAYER-Gefahren, Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre, FreundInnen der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), Gesellschaft für bedrohte Völker, INKOTA-netzwerk, Kooperation Brasilien, Misereor, Pestizid Aktions-Netzwerk und PowerShift.