Brasilianische Einsichten - Ein Gespräch mit Luiz Ruffato

  • Wann 01.02.2016 von 20:30 bis 22:30 (Europe/Berlin / UTC100)
  • Wo Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
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Luiz Ruffato ist nicht nur einer der interessantesten zeitgenössischen Schriftsteller Brasiliens, sondern auch ein guter Beobachter mit einem Blick für soziale Verwerfungen. Das Thema seines neuesten Buches „Ich war in Lissabon und dachte an dich“ ist von ungeplanter Aktualität. Es lenkt den Blick auf den täglichen Überlebenskampf eines mittellosen Migranten in Lissabon. Im Gewirr der Gassen und heruntergekommenen Etablissements trifft er auf Osteuropäer, Brasilianer, Afrikaner - alle getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben und mit einer Fluchtgeschichte im Gepäck. Es ist ein Schicksal, das Millionen Menschen heute teilen, die ihre Heimat verlassen müssen und in Europa Schutz vor Verfolgung, Krieg und Armut suchen.

An diesem Abend unterzieht Luiz Ruffato im Gespräch mit dem Literaturkritiker Michael Kegler als scharfsinniger  Beobachter sein Land einer kritischen Bestandsaufnahme: Brasilien durchlebt zur Zeit eine der schwersten Krisen der Nachdiktaturzeit. Das auf Rohstoffabbau und Wachstum basierende Entwicklungsmodell ist an seine Grenzen geraten, die sozialen Errungenschaften sind damit gefährdet. Die großen Korruptionsskandale haben offen gelegt, dass sowohl hochrangige Vertreter der Wirtschaft als auch der großen politischen Parteien involviert sind. Obwohl die PMDB, wichtigster Koalitionspartner der regierenden Arbeiterpartei PT, selbst in dieses System von Bestechung und Vorteilsnahme verwickelt ist, nutzt sie den Moment zu einem erbitterten Machtkampf mit Präsidentin Dilma. Eine Verliererin dieser Entwicklungen steht schon jetzt fest: Die brasilianische Demokratie.

 

Mit:

Luiz Ruffato (Brasilien)

Moderation: Michael Kegler (Deutschland)

Luiz Ruffato wurde 1961 in Minas Gerais geboren. Er gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Brasiliens. In deutscher Sprache erschienen im Verlag Assoziation A folgende Werke: Ich war in Lissabon und dachte an dich (2015), Feindliche Welt (2014), Der schwarze Sohn Gottes (2013), Mama es geht mir gut (2013), Es waren viele Pferde (2012).

Michael Kegler ist Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber portugiesischsprachiger Literatur. Neben Werken von Luiz Ruffato übersetzte er z.B. José Eduardo Agualusa und João Paulo Cuenca ins Deutsche. 2001 gründete er das Internetportal nova cultura, das über Literatur und Musik aus den Ländern des portugiesischen Sprachraumes informiert.

Eine Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit Assoziation A.

Ort: HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG BUNDESSTIFTUNG BERLIN, Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Information:

Julia Ziesche, Projektbearbeitung, Heinrich-Böll-Stiftung

E-Mail ziesche@boell.de,   Telefon +49(0)285 34 -327