Belo Monte und die Verwicklungen europäischer Konzerne

<strong>Offener Brief des Movimiento Xingu Vivo para Sempre an die europäische Zivilgesellschaft</strong><br /><br /><div align="right"><em>Altamira, den 12. Juni 2012</em><br /></div><br />Liebe Freundinnen und Freunde,<br /><br />im Namen der Flussbecken-BewohnerInnen des Xingu, einem der wichtigsten Flüsse des brasilianischen Amazonasgebietes mit höchster Biodiversität, wenden wir uns an euch mit der Bitte um eure Unterstützung und Solidarität in einem der größten Kämpfe unserer Geschichte: dem Widerstand gegen den Bau des Wasserkraftwerks von Belo Monte.
| von admin


Dieses wichtigste Infrastrukturprojekt der brasilianischen Regierung ist zugleich das problematischste. Zu seinen Umweltauswirkungen gehören die Austrocknung von 100 km Flusslauf, die Ausrottung unzähliger Fisch- und Schildkröten-Arten, eine ungebremste Abholzung in der Region und drohende Brennpunkte von Malaria- und Dengue-Epidemien infolge der Aufstauung des Flusses.

Zugleich sind die sozialen Folgen immens. Tausende Personen werden bereits jetzt aus ihren Häusern und von ihrem Land vertrieben – man rechnet mit mehr als 40.000 Menschen. Zwei indigene Dörfer, die sich in dem Abschnitt befinden, wo der Fluss trockengelegt wird [Um eine bessere Aufstauung zu ermöglichen, wird ein Kanal ausgehoben, der eine große Flussschleife von der Wasserzufuhr abschneidet, Anm. d. Übers.], werden ihre Lebens- und Transportgrundlage verlieren, indigene Kinder leiden bereits jetzt unter der hohen Unterernährungsrate durch veränderte Ernährungsgewohnheiten (heute vor allem industrialisierte Lebensmittel), die Gewalt in den Städten hat sich exponentiell vervielfacht, ebenso wie die Prostitution und sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen.
Und was hat Europa mit all dem zu tun? Voith Hydro, Münchner Rück, Andritz und andere europäische Unternehmen unterstützen den Bau des Staudamms Belo Monte und profitieren von der Zerstörung der Wälder und des Lebens der Völker vom Xingu.
Der Kampf gegen Belo Monte hier in Brasilien, am Rande des Flusses und in den indigenen Dörfern, ist immens und unsere Kräfte reichen nicht, um noch gegen diese europäischen Giganten vorzugehen. Daher brauchen wir eure Unterstützung. Wir appellieren an euch, gemeinsam mit uns diesen Kampf aufzunehmen. Gemeinsam sind wir wesentlich stärker und können den Bau von Belo Monte aufhalten.
Wir bedanken uns für eure Solidarität.

Antonia Melo
Koordinatorin der Bewegung für einen immer lebendigen Xingu

Übersetzung: Kirsten Bredenbeck

-----

Aufruf zu Protestaktionen gegen Belo Monte in Berlin und Heidenheim am 20. Juni
Zum Auf­takt des Rio+20-​Gip­fels, rufen Ge­gen­Strö­mung und wei­te­re Or­ga­ni­sa­tio­nen zu Pro­tes­ten gegen den um­strit­te­ne Belo Mon­te-​Stau­damm im Ama­zo­nas­ge­biet auf. Ak­ti­vi­tä­ten wird es am 20.Juni zeit­gleich vor der Kon­zern­zen­tra­le von Voith in Hei­den­heim und vor der Bra­si­lia­ni­schen Bot­schaft in Ber­lin geben.
Der Belo Mon­te-​Stau­damm zer­stört Re­gen­wald und ver­treibt über 20.000 Men­schen aus ihrer Hei­mat. Auch eu­ro­päi­sche Kon­zer­ne ver­die­nen präch­tig an dem Pro­jekt: Da­mi­ler (LKW), Voith und Sie­mens über ihr Joint Ven­ture Voith Hydro (Tur­bi­nen), An­dritz (Tur­bi­nen), Al­st­om (Tur­bi­nen) und Mün­che­ner Rück (Rück­ver­si­che­rung).
Durch die Ak­tio­nen zei­gen wir au­ßer­dem So­li­da­ri­tät mit der bra­si­lia­ni­schen Be­we­gung vor Ort, die die in­ter­na­tio­na­le Ge­mein­schaft zur Un­ter­stüt­zung (s.o.) auf­ge­ru­fen hat.
Wir freu­en uns über je­de_n, der/die sich uns an­schließt! Bitte kom­men sie zu einem der unten ge­nann­ten Orte und un­ter­stüt­zen Sie uns und die bra­si­lia­ni­sche Be­we­gung im Kampf gegen Belo Monte

Pro­test­ak­ti­on Ber­lin
Ort: ge­gen­über der Bra­si­lia­ni­schen Bot­schaft in Ber­lin, Wall­stra­ße 57, 10179 Ber­lin
Zeit: Mitt­woch, 20.06.2012, 11:00 - 13:30 Uhr

Pro­test­ak­ti­on Hei­den­heim (Über­ga­be eines Brie­fes)
Ort: Heidenheim, Voith Konzernzentrale, Sankt Pöltener Straße 43, 89522 Heidenheim
Zeit: Mittwoch, 20.06.2012, 11h - 12h

weitere Infos: www.gegenstroemung.org