Eine Erfolgsmeldung aus Dubai: keine Vereinbarung über den globalen CO2-Markt
Ja, es klingt absurd, aber ein Scheitern kann auch ein Erfolg sein. Es geht um den zwar nicht berühmten, aber dennoch berüchtigten Artikel 6 des Pariser Abkommens, des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen. Der sieht nämlich die Schaffung eines globalen CO2-Handels unter Aufsicht der UN vor.
In der allgemeinen Euphorie über das Pariser Abkommen sind die warnenden Stimmen zu Artikel 6 fast nicht wahrgenommen worden. Nach Paris begannen nervtötende und immer kryptischere Verhandlungen um die Regulierung des Artikels. Damit beschränkte sich die Begleitung auf einen kleinen Kreis von Spezialisierten, eine Vermittlung nach Außen wurde immer schwieriger und findet kaum noch statt. Artikel 6 ist im Maschinenraum der Klimaverhandlungen verschwunden.
Zu diesem Verschwinden trägt aber auch bei, dass die Debatten um Artikel 6 nicht zur allgemeinen Wahrnehmung der Klimaverhandlungen passen. Diese werden in der Regel als ein guter Weg angesehen, auf dem es nur zu langsam und stockend vorangeht. More ambition ist der weltweite Schlagruf die Klima-Engagierten. Als wären die Klimaverhandlungen so etwas wie ein lahmender VW-Käfer, während wir doch im Wirklichkeit einen Turbo-BMW (elektrisch, klar) bräuchten, um noch in die Nähe des 1,5 Grad Ziels zu kommen.
Dabei wird aber übersehen, dass die Klimakonferenzen auch ein Tummelplatz für die Propagierung falscher Lösungen ist. Darunter fallen auch die seit Jahren intensiven Bemühungen – gepusht von einer mächtigen Lobby – zur Etablierung eins globalen CO2-Marktes, der auf offsets beruhen würden. D.h. Verpflichtungen zur Reduktion von CO2 könnten auch durch die Finanzierung von Projekten im Globalen Süden erreicht werden. Im Fokus stehen dabei Projekte zur Reduzierung von Entwaldung (unter der Abkürzung REDD bekannt) und Aufforstung. So kann das fossile Zeitalter auf Kosten des Globalen Südens verlängert werden.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass kritische Stimmen zu Artikel 6 vor allem von Sozialen Bewegungen aus dem Globalen Süden kommen. Die haben schon erste Erfahrungen mit CO2-Projekte gemacht. Denn sie existieren ja bereits als freiwillige Maßnahmen, etwa zu Kompensation von CO2-Emissionen bei Flugreisen. Aber eine Umsetzung des Artikel 6 würde einen CO2-Markt etablieren, bei dem verbindliche Klimaziele von Industriestaaten teilweise durch offsetting erreicht werden könnten.
Dubai hat Zeit geschaffen, um dies noch zu verhindern. Lassen wir die kritischen Sozialen Bewegungen aus dem Süden nicht allein! Wir brauchen auch in Europa ein klares Votum gegen einen globalen CO2-Markt und gegen jegliche Form des offsetings!
Mehr Informationen zu Artikel 6 und dem globalen CO2-Markt: https://carbonmarketwatch.org/
und im REDD Monitor. Abonnieren lohnt sich! https://reddmonitor.substack.com/
Das FDCL wird ab 2024 Jahr regelmäßig über die hier angesprochenen Punkte berichten und dabei Positionen aus Südamerika sichtbar machen.