Munduruku wehren sich gegen den geplanten Bau der Bahnlinie Ferrogrão

Deutschsprachige Übersetzung der Erklärung der Associação Indígena Pariri - Munduruku, Médio Tapajós, Mundurukânia, 30. November 2020.
| von Christian.russau@fdcl.org
Munduruku wehren sich gegen den geplanten Bau der Bahnlinie Ferrogrão
ARCHIVBILD: Munduruku treffen sich 2016 mit der damaligen UN-Sonderberichterstatterin für die Rechte indigener Völker, Victoria Tauli-Corpuz, Altamira. Foto: christianrussau

Deutschsprachige Übersetzung der Erklärung der Associação Indígena Pariri - Munduruku, Médio Tapajós, Mundurukânia, 30. November 2020.

Wir vom Volk der Munduruku akzeptieren keine Treffen mit den für die Erstellung der „Indigenen Komponente“ beauftragten Teams, die damit die Grundlage dafür schaffen wollen, die Bahnlinie Ferrogrão zu bauen und dies mit Unterstützung der Delegation der Funai aus Brasília.
An die Regionalkoordination der FUNAI von Itaituba wurde ein Brief geschickt, in dem ein Treffen mit den Munduruku vom Mittleren Tapajós für den 2. Dezember anberaumt wurde, in dem die Führer aufgefordert wurden, ihre Dörfer zu verlassen und in die Stadt Itaituba zu kommen, um die Perspektiven des Ferrogrão-Projekts zu erörtern. Alle wissen, dass wir uns wegen Covid-19 in einer Phase der Isolation befinden, und wir werden dieses Treffen nicht akzeptieren.
Erstens fordern wir, dass Sie das Konsultationsprotokoll des Munduruku-Volkes sowie das Konsultationsprotokoll der Flussanwohner:innen von Montanha e Mangabal ebenso eingehalten werden muss wie die der Gemeinschaften Pimental und São Francisco und dass die Konsultationsprotokolle bzw. die entsprechenden Entscheidungsformen aller von diesem Projekt bedrohten Indigenen zu respektieren sind. Wir alle müssen in Übereinstimmung mit dem ILO-Übereinkommen 169 zum Schutz der Rechte der Indigenen und im Hinblick auf die Bundesverfassung von 1988 entsprechend gehört werden.
Die Banken, die dieses Ferrogrão-Projekt finanzieren werden, verletzen die Rechte der indigenen Völker und traditionellen Gemeinschaften.
Wir möchten auch eine Botschaft an diese Forscher:innen senden, die beabsichtigen, die Studien zur indigenen Komponente durchzuführen [...]. Wir akzeptieren nicht, dass sie diese Studien in unserem Territorium durchführen. Sie wissen bereits, dass Ferrogrão unsere Lebensweise beeinträchtigen wird.
Wir lehnen diese Art des Zusammentreffens ab, ohne alle unsere Leute zu konsultieren, insbesondere während der Covid-19-Pandemie. Wir akzeptieren kein Treffen, das nur von den Behörden in Brasilia beschlossen wird, ohne Dialog mit den Anführer:innen, Häuptlingen, Krieger:innen, Schaman:innen, Lehrer:innen und Vertretern aller Munduruku-Vereinigungen.
Wenn Sie bereits wissen, dass alle Mitglieder des Munduruku-Volkes konsultiert werden müssen, bevor überhaupt irgendwelche Forscher,:innen, Regierung oder Geschäftsleute, die mit der geplanten Bahnlinie Ferrogrão in Verbindung stehen mit uns sprechen dürfen, warum versuchen Sie dann, ein Treffen in den Dörfern Praia do Índio und Praia do Mangue, mitten im Tapajós-Gebiet, anzusetzen, ohne alle anderen zu informieren, wie es das Konsultationsprotokoll eigentlich vorsieht?
FUNAI vertritt unsere Interessen nicht. Der Regionalkoordinator von Tapajós und die FUNAI-Vertreter:innen in Santarém, Itaituba und Jacareacanga können das Volk der Munduruku nicht vertreten oder ein Treffen für uns arrangieren. FUNAI muss uns zuhören und unsere Entscheidungen respektieren. Wir haben noch zwei Ländereien, die auf den Abschluss der Demarkationsprozesse im Gebiet des Mittleren Tapajós warten, und unser Territorium wird zunehmend von Invasionen für den Bau von Häfen, Staudämmen für Wasserkraftwerke und Bergbau betroffen, und die Regierung besteht nach wie vor darauf, mit einem weiteren Todesprojekt im Tapajós-Becken fortzufahren. Die FUNAI, die ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtung nachkommen sollte, unsere Rechte zu garantieren, unser Land abzugrenzen und zu schützen, geht gegen unsere Interessen vor und verbündet sich mit den Projekten der Regierung und den großen Agrarindustriellen, den einzigen, die von dem Bahnlinenprojekt Ferrogrão profitieren werden.
Schließlich warnen wir davor, dass Vertreter:innen von FUNAI Brasilia und der MRS-Beratungsfirma irgendein Munduruku-Dorf betreten, auch weil laut FUNAI-Verordnung Nr. 419/2020 Weiße aufgrund der Zunahme der Fälle von Covid19 nicht in unsere Dörfer kommen dürfen und nicht versuchen dürfen, versteckt und vereinzelt mit den Anführer:innenn zu sprechen. JEDE ANFRAGE IN BEZUG AUF FERROGRÃO ODER EIN ANDERES VORHABEN MUSS UNSEREM KONSULTATIONSPROTOKOLL FOLGEN.

// Quelle: https://www.facebook.com/AIPariri/posts/2591856737780874
// Übersetzung: Christian Russau

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