Lutheranische Pfarrer*in und Professorin bedroht nach Verteidigung von Bürgerrechten
Mutige Kirchenleute und demokratische Rechte sind gefährdet in Brasilien. Und demokratische Rechte ebenfalls. Einschüchterungen und Todesdrohungen nach offenem Bekenntnis und fundiertem Eintreten für Bürger- und Menschenrechte sind keine Seltenheit mehr. Die lutheranische Pfarrerin Lusmarina Campos Garcia aus Rio de Janeiro hatte sich Anfang August in einem Symposium vor dem Bundesgerichtshof öffentlich gegen die Kriminalisierung der Abtreibung positioniert, was von den Medien als qualifizierter Beitrag widergegeben wurde. Nachdem ihre Aussage jedoch als Befürwortung der Abtreibung gedeutet wurde, setzte die Hetze durch rechstextreme Gruppierungen ein. Man forderte Bestrafung, Disziplinarverfahren, schließlich folgten Morddrohungen. Aus den selben Gründen hatte die Antropologie - Professorin der Uni Brasilia UnB Débora Dinis vor einem Jahr nach einem Auftritt vor dem Bundesgerichtshof Morddrohungen erhalten. Seither lebt sie verdeckt im Rahmen des staatlichen Schutzprogramms für Menschenrechtsverteidiger*innen. Die brasilianische Pfarrerin Lusmarina Campos Garcia erhielt zwar Rückendeckung von der lutheranischen Stiftung der Diakonie aus Porto Alegre und anderen kirchlichen Institutionen. Dennoch wird derzeit geprüft, ob eine Aufnahme in das Schutzprogramm als notwendig erachtet wird.
Der lutheranische Pfarrer der Synode Nord Catarina (lutheranische Kirche Brasiliens) Ignacio Lemke hatte im Juli Ex-Präsident Lula in Curitiba im Gefängnis besucht. Die beiden kennen sich seit über 30 Jahren. Besuche von Gefangenen sind seelsorgerlich keine Seltenheit. Nach einem Interview Lemkes im Anschluss brach eine Hasswelle über den Pfarrer herein. Da er kurz vor der Pensionierung steht und herzkrank ist, stellt die Situation für ihn ebenfalls eine Gesundheitsbedrohung dar.