Brasilianischer Fischer auf Aktionärsversammlung von Thyssen-Krupp
Sie vertraten dort die etwa 8.000 vom Stahlwerk in der Bucht von Sepetiba (RJ) betroffenen Fischer. Diese klagen seit Beginn der Bauarbeiten von ThyssenKrupp Companhia Siderúrgica do Atlântico (TKCSA) über einen Rückgang der Fangmengen um bis zu 80 Prozent, v.a. aufgrund von aufgewühlten Schwermetallen. Nach Morddrohungen durch Milizionäre, die mutmaßlich beim Werkschutz der Gruppe ThyssenKrupp angestellt sind, so ein Dokument des brasilianischen Menschenrechtssekretariats, muss sich Oliveira in Brasilien versteckt halten. Er wurde in das Zeugenschutzprogramm der brasilianischen Regierung aufgenommen.
Bei der Aktionärsversammlung verlangte er die ökologische Wiederherstellung der Bucht von Sepetiba und eine Entschädigung für die Verdienstausfälle der Fischer, die vom Bau des Stahlwerks von ThyssenKrupp betroffen sind. Der Vorstand von ThyssenKrupp wies jede Verantwortung von sich. Die kritischen Aktionärinnen und Aktionäre werden die Aktivitäten von ThyssenKrupp weiter kritisch beobachten und unterstützen die Forderungen der Fischer nach Entschädigung und Beseitigung der durch das Stahlwerk angerichteten Umweltschäden. "Ermutigend ist das große Medieninteresse an dem Fall. Wir sind zuversichtlich, dass sich ThyssenKrupp dem öffentlichen und politischen Druck mittelfristig nicht entziehen kann", erklärte Christian Russau vom bundesweiten Netzwerk der Brasilien-Solidaritätsgruppen (KoBra). Gemeinsam mit weiteren Organisationen führte KoBra-Vorstandsmitglied Christian Russau nach Aktionärsversammlung in verschiedenen Städten Informationsveranstaltungen mit den VertreterInnen aus Brasilien durch. Den Bericht des Menschrechtssekretariats der brasilianischen Regierung von Ende 2009 zu der Problematik hatte KoBra dem Auswärtigen Amt und dem Entwicklungsministerium vorgelegt. Geantwortet hat bis dato nur der Beauftrage der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Günter Nooke (CDU). Dieser teilte lediglich mit, daß ThyssenKrupp alle Vorwürfe zurückgewiesen habe. Immerhin lud Nooke die MenschenrechtlerInnen zu einem Gespräch ein. Nach mehreren kleinen Anfragen der Fraktion Die Linke befasste sich am 27. Januar außerdem der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AwZ) des Deutschen Bundestags mit der Angelegenheit.