Via Campesina kritisiert FAO-Direktor
Brasília. In einer gemeinsamen Erklärung vom 14. September kritisierten La Vía Campesina und weitere Organisationen die jüngsten Forderungen der Direktoren von FAO und EBRD in Bezug auf eine stärkere Rolle des Agrobusiness in der Bekämpfung des Hungers. Diese Äußerungen lösten bei Vía Campesina und ihren Partnerorganisationen "Indignation und Besorgnis" aus, heißt es in der Erklärung. "Der Vormarsch des Agrobusiness hat nur zur Ausweitung von Armut beigetragen, hat die Fähigkeit der Landwirtschaft, Arbeitsplätze zu schaffen, zerstört, hat die Verseuchung und Zerstörung der Umwelt vervielfacht und hat die Sklavenarbeit zurückgebracht und die Ernährungs- und Klimakrise der letzten Dekade verursacht", kritisieren die Gruppen in ihrer gemeinsamen Erklärung.
Die Gruppen wandten sich mit ihrer Erklärung gegen die vom FAO-Direktor, José Graziano da Silva, und dem EBRD-Direktor, Suma Chakrabarti, in einem Beitrag des Wall Street Jornals vom 6. September postulierte Forderung, das Problem des Hungers in der Welt durch Investitionen des Agrobusiness zu lösen. Da Silva und Chakrabarti erläuterten im Wall Street Jornal, dass angesichts von "schweren Dürren, steigenden Getreidepreisen und Nahrungsmittelknappheiten" es die "einfache Wahrheit" sei, dass die Welt "mehr Nahrung" brauche, dies bedeute "mehr Produktion" und schlussfolgerten, "der Privatsektor kann der Hauptantrieb solchen Wachstums sein". La Vía Campesina warf daraufhin den Generaldirektoren vor, "die Herren Graziano da Silva und Chakrabarti erheben in dem diesbezüglichen Artikel eine Reihe von tendenziösen Äußerungen und verschleiern die reale Situation von Landwirtschaft und Ernährung", erklärten die Gruppen.
Zugleich warf La Vía Campesina dem FAO-Generaldirektor vor, die kleinbäuerliche Landwirtschaft "auslöschen" zu wollen. "Für die sozialen Bewegungen und die Landarbeiterinnen und Landarbeiter dieser Welt ist es inakzeptabel und zudem unverständlich, dass der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation die Vernichtung der bäuerlichen Landwirtschaft und den Vormarsch der Landkonzentration und Landgrabbing befürwortet".
Der Generaldirektor der FAO, der Brasilianer Graziano da Silva, war bereits bei seinem Amtsantritt Anfang dieses Jahres von La Vía Campesina scharf kritisiert worden. Die Kleinbauerorganisation warf da Silva vor, das Agrobusiness zu schützen und so der fortschreitenden Inwertsetzung von Land, Wasser und Saatgut Vorschub zu leisten . Angesichts von fast einer Milliarde Hungernder sei es unverantwortlich von dem FAO-Chef, auf eine Agrarindustrie zu setzen, die mittels 500 multinationaler Konzerne die weltweite Kontrolle über die Agrarmärkte ausübe. Vía Campesina setzt auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft und das Konzept der Ernährungssouveränität, im Gegensatz zum FAO-Konzept der bloßen Ernährungssicherheit.