Nachhaltiges Soja in Maranhão: Ein Märchen
[Texto em português mais embaixo]
Text von: Ronaldo Barros Sodré1und Diogo Diniz Ribeiro Cabral2
Die durch menschliches Verhalten verursachten Umweltprobleme bedeuten eine stets größere Bedrohung für das Überleben der Menschheit. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass das Umweltthema wichtige Diskussionsräume eingenommen hat, von denen einige falsch dargestellt oder heimlich vereinnahmt wurden. Obwohl hohe Produktivität und intensivierte Konsummuster Faktoren für die Aufrechterhaltung des Kapitalismus sind und sein Überleben den Verzicht auf die Erhaltung der natürlichen Ressourcen implizieren kann, wurde die Umweltagenda gekapert.
„Nachhaltige Entwicklung“ zeichnet sich als wichtigster Weg ab, um Umweltschutz, sozialen Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung miteinander zu verbinden. Die Schwierigkeit, diese Verbindung zu erreichen, hat jedoch dazu geführt, dass diese Lösung zu einem merkwürdigen Trugschluss geworden ist, bei dem Verzerrungen und Opportunismus Hand in Hand gehen und diesen Vorschlag zu einer weiteren kapitalistischen Modeerscheinung machen. In diesem Zusammenhang können sogar umweltzerstörerische Aktivitäten mit dem Etikett „nachhaltig“ verschleiert werden.
Aus dem Norden Brasiliens kommt ein besorgniserregendes Beispiel dafür. Mittels der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), mit Finanzierung des deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), finanziert der deutsche Staat Projekte, um die Stärkung des Sojaanbaus in der Region von Chapadinha, im Osten des Bundesstaates Maranhão zu diskutieren. Der Vorschlag „nachhaltigen Sojas“ ist widersprüchlich, vergegenwärtigt man sich, dass Soja eine der Hauptbedrohungen für die Nachhaltigkeit dieser brasilianischen Region ist und neben Entwaldung auch für die Anwendung von Agrargiften steht – einige von diesen nur in Brasilien zugelassen – sowie für die Verwendung von gentechnisch veränderte Nutzpflanzen, so dass diese Plantagen Tausende von Gemeinschaften mit traditionellen Lebensweisen bedrohen.
Maranhão befindet sich in einer Übergangszone zwischen Amazonien und dem Cerrado – wie die brasilianischen Savannen heißen – die biologische Vielfalt des Bundesstaates steht im Gegensatz zu anderen schlechten Indikatoren. Maranhão steht oft an der Spitze der Liste der schlechtesten sozialen, wirtschaftlichen und Lebensqualitätsindizes in Brasilien. Unter dem Vorwand, die Region wirtschaftlich zu entwickeln, ist die Agrarindustrie mit Leichtigkeit in die Region vorgedrungen und wurde vom Staat durch finanzielle Mittel, politische Unterstützung, Umweltlizenzen und Straffreiheit gefördert.
Ein sehr wichtiger Fakt: seit mehr als 20 Jahren führt Maranhão die Liste der Landkonflikte in Brasilien an. Gewalt ist auch vorherrschend, Maranhão ist einer der gefährlichsten Staaten für traditionelle Gemeinschaften und Umweltaktivist:innen. In diesem Szenario hat die Agrarindustrie dazu beigetragen, die sozialen und ökologischen Dimensionenaus dem Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ zu verdrängen. Die Region Chapadinha hat wegen ihrer Nähe zum Hafen von Itaqui, von dem aus Soja in die wichtigsten Konsummärkte der Welt exportiert wird, besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Maranhão liegt also direkt auf der Expansionsgrenze des Kapitals. Dort vollziehen sich Produktion und Umschlag sehr großer Mengen an mineralischen, agrarwirtschaftlichen und in jüngster Zeit auch energetischen Rohstoffen. Die Daten der Gewerkschaft der Landarbeitenden von Maranhão – Federação dos Trabalhadores Rurais Agricultores e Agricultoras do Estado do Maranhão (FETAEMA) – zeigen in Bezug auf Land- und Umweltkonflikte für das Jahr 2022, dass es dort im Bundesstaat Maranhão 55 (fünf und fünfzig) Munizipien gibt, die von Konflikten betroffen sind, verteilt auf 261 (zweihundert und einundsechzig) Gemeinschaften. Zusammengezählt sind 35.180 (fünfunddreißig tausend einhundertundachtzig) Familien von konfliktiven Situationen betroffen, dies auf einer Gesamtfläche von 1.200.000 (eins komma zwei Millionen) Hektar Land. Es kam dort zu 04 (vier) Morden, 238 (zweihundert und achtunddreissig) mit Mord bedrohten Menschen, 104 (einhundert und vier) Familien, die von ihrem Land vertrieben wurden und 09 (neun) zerstörten Häusern.
Die Mikroregion Chapadinha, laut Informationen der Gewerkschaft FETAEMA, weist die höchste Konzentration an Land- und Umweltkonflikten in Maranhão auf, genaus aus dem Grund, dass dort die Ausweitungsregion der Sojamonokulturen liegt. Eine weitere Konsequenz der Ausweitung des Sojaanbaus – neben der Entwaldung – liegt in der intensiven Anwendung von Agrargiften.
Der Anbau von transgenem Soja unter Verwendung von Glyphosat in der Mikroregion Chapadinha hat zu äußerst schwerwiegenden Umweltproblemen sowie zu prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen für kleinbäuerliche Familien in der östlichen Region Maranhão geführt. Zu den nachgewiesenen Hauptauswirkungen gehören die Zerstörung großer Flächen der Hochebenen der sogenannten Chapada, die Pestizidverseuchung von Wasserressourcen und von Flächen, die von den Bäuerinnen und Bauern für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden, sowie die Zerstörung von Quellen und die Verschlammung von Wasserläufen und weitere negative Auswirkungen.
Die Land- und Umweltkonflikte in Maranhão spiegeln die Essenz der kapitalistischen Entwicklung, die sich stützt auf die Konzentration des Eigentums an Land und Kapital, auf die Ausbeutung der Arbeitskraft sowie auf den intensiven Prozeß primitiver Akkumulation, fokussiert auf ein breites Spektrum von gewalttätigen und zerstörerischen Praktiken.
Wir haben es also mit gegensätzlichen Landschaften zu tun, in denen einerseits große Flächen mit Monokulturen bepflanzt sind und andererseits Gebiete mit immergrünen Bacurizeiros (Platonia insignis) und Pequizeiros (Pequi-Baum, Caryocar brasiliense) sowie Mais-, Reis- und Bohnenfeldern, die von den Bewohner:innen tausender traditioneller Gemeinden gepflegt und bewirtschaftet werden.
Diese Situation wird durch die ernste Lage der traditionellen Gemeinde Carranca in der Stadt Buriti veranschaulicht. Einem Anführer, einem Menschenrechtsverteidiger, zufolge3:
Die Sojabauern schaffen es nicht, uns von unserem Land zu vertreiben.Wir leisten Widerstand. Diese Männer versuchen das seit über 15 Jahren. Es wurden Häuser niedergebrannt, Felder niedergebrannt. Wir waren auf der Polizeiwache. Der Jagunço kam. Und jetzt ist das Gift gekommen. Und zwar so viel Gift, dass wir uns nicht mehr im Haus aufhalten können. Das geht nun schon seit mehr als fünf Jahren so. Er will uns rauswerfen, indem er uns Gift ins Gesicht wirft.
Die Auswirkungen der Ausdehnung der landwirtschaftlichen Grenzen in Maranhão und der Einsatz von Agrar-Chemikalien haben Auswirkungen auf die Biome, wie die beschleunigte Zerstörung des Cerrado (und des Amazonas) sowie die Verschmutzung von Boden und Wasser. Die Auswirkungen auf die traditionellen Gemeinschaften sind die gewaltsamen Agrarkonflikte, denen sie tagtäglich ausgesetzt sind, und das Ausgesetzt-Sein gegenüber Pestiziden, die von Flugzeugen ungehindert auf Häuser und Plantagen abgeworfen werden.
In der Gemeinschaft Carrancas kam das Versprühen der Agrargifte durch die Sojabauern zusammen mit dem Kontext der Verschärfung der Landkonflikte, in einer Konfrontation mit dem hegemonialen Modell der Agrarindustrie und das Agrargift wurde als chemische Waffe eingesetzt, um Familien von ihrem Land zu vertreiben.
Diese Situationen der Brutalität treten in Maranhão infolge der Sojaexpansion ständig auf und sollten als Teil der grassierenden Gewalt auf dem Lande in Maranhão verstanden werden, die beweist, dass der Sojaanbau in Maranhão unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten nicht nachhaltig ist.
// Übersetzung: Christian Russau
Soja sustentável no Maranhão: um conto de fadas
Ronaldo Barros Sodré4
Diogo Diniz Ribeiro Cabral5
Os problemas ambientais causados pelas ações antrópicas representam cada vez mais ameaças para sobrevivência da espécie humana. As mudanças climáticas levaram a questão ambiental a ocupar importantes espaços de discussões, algumas delas deturpadas ou dissimuladamente apropriadas. Ainda que a alta produtividade e a intensificação do padrão de consumo sejam fatores de manutenção do capitalismo e que sua sobrevivência possa implicar a não preservação dos recursos naturais, a agenda ambiental tem sido afanada.
O “desenvolvimento sustentável” desponta como a principal saída para aliar a conservação ambiental, o progresso social e o desenvolvimento econômico. Contudo, a dificuldade de levar adiante essa conciliação, faz a solução tornar-se uma falácia miraculosa, onde distorções e oportunismos caminham juntos e fazem com que tal proposição venha a ser mais um modismo do capital. Nesse contexto, até mesmo as atividades com alto poder de destruição do meio ambiente podem ser mascaradas com o rótulo de “sustentável”.
Do norte do Brasil, vem uma preocupante demonstração. Por meio da Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) com financiamento do Ministério para Cooperação e Desenvolvimento (BMZ), o estado alemão vem financiando projetos para discutir o fortalecimento da cultura da soja na “região de Chapadinha”, no leste do estado do Maranhão. A proposta de “soja sustentável” é contraditória, tendo em vista que a soja é uma das principais ameaças para sustentabilidade dessa região brasileira, além do desmatamento, da utilização de agrotóxicos – alguns permitidos apenas no Brasil – e da utilização de transgênicos, as plantações ameaçam milhares de comunidades com modos de vidas tradicionais.
O Maranhão está situado em uma zona de transição entre a Amazônia e o Cerrado – como se chamam as savanas brasileiras – a biodiversidade do estado, contrasta com os péssimos indicadores. Não raro, o Maranhão desponta na liderança dos piores índices sociais, econômicos e de qualidade de vida do Brasil. Sobre o pretexto de desenvolvê-lo economicamente, o agronegócio tem avançado com facilidade e recebido apoio do Estado por meio de financiamentos, apoio político, licenças ambientais e impunidade.
Um dado importante, é que há mais de 20 anos o Maranhão é líder em conflitos de terra no Brasil. A violência também impera, em um dos estados mais perigosos para comunidades tradicionais e ativistas ambientais. Nesse cenário, o agronegócio tem contribuído para distanciar as dimensões sociais e ambientais do conceito de “desenvolvimento sustentável”. A região de Chapadinha, tem recebido atenção especial por sua proximidade com o Porto de Itaqui, de onde a soja é exportada para os principais mercados consumidores do mundo.
Nessa direção, o Maranhão vem se constituindo em fronteira de expansão do capital. Nele se dá a produção e movimentação de cifras elevadas de commodities minerais, agrícolas e, mais recentemente, energética. Os dados da Federação dos Trabalhadores Rurais Agricultores e Agricultoras do Estado do Maranhão (FETAEMA), relativos aos conflitos agrários e socioambientais em 2022, demonstraram que há no Maranhão 55 (cinquenta e cinco) municípios afetados por conflitos, distribuídos em 261 (duzentas e sessenta e uma) comunidades. Apurou-se ainda 35.180 (trinta e cinco mil cento e oitenta) famílias em situação conflitiva, num total que abrange mais de 1.200.000 (hum milhão e duzentos) hectares de terra, 04 (quatro) assassinatos, 238 (duzentos e trinta e oito) pessoas ameaçadas de morte, 104 (cento e quatro) famílias expulsas de suas terras e 09 (nove) casas destruídas.
A microrregião de Chapadinha, de acordo com as informações da FETAEMA, concentra a maior parte dos conflitos agrários e socioambientais no Maranhão, justamente por ser região de expansão do monocultivo de soja. Outra consequência da expansão da soja, para além do desmatamento, se relaciona com o uso intensivo de agrotóxicos.
O cultivo da soja transgênica com uso do glifosato na microrregião de Chapadinha tem implicado em gravíssimos problemas ambientais, assim como na precarização das condições de vida e trabalho de famílias camponesas da região do leste maranhense, apontando como principais impactos verificados a destruição de amplas áreas de chapada, contaminação por agrotóxico de recursos hídricos e de áreas utilizadas para a produção de alimentos pelos camponeses, destruição de nascentes, assoreamentos de cursos d'água e outros efeitos negativos.
Os conflitos agrários e socioambientais no Maranhão refletem a essência do desenvolvimento capitalista, baseado na concentração da propriedade da terra e do capital, na exploração do trabalho e no intenso processo de acumulação primitiva centrado numa ampla gama de ações violentas e predatórias.
Tem-se, pois, paisagens em oposição, onde, de um lado, plantio de monocultivo em grande extensão de terras e de outro, bacurizeiros e pequizeiros frondosos e roças de milho, arroz, feijão, cuidados e cultivados pelos moradores das milhares de comunidades tradicionais.
Ilustra essa situação a grave situação que se encontra a comunidade tradicional Carranca, localizada na cidade de Buriti. Conforme relato de uma liderança, defensora dos direitos humanos6:
Os sojicultores não conseguiram expulsar a gente do nosso lugar A gente resiste. Tem mais de 15 anos de agonia com esses homens. Já teve queima de casa, queima de roça. Já fomos parar na delegacia. Já veio jagunço. E agora veio o veneno. E tanto veneno que a gente não consegue ficar dentro de casa. Tem mais de 5 anos essa arrumação na porta daqui de casa. Ele quer nos expulsar jogando veneno na nossa cara.
Os efeitos da ampliação da fronteira agrícola no Maranhão e do uso de agrotóxico tem impactos sobre os biomas, com a destruição acelerada do Cerrado (e da Amazônia), contaminação dos solos e das águas. Sobre as comunidades tradicionais, os efeitos são violentos conflitos agrários a que são submetidas cotidianamente e exposição a agrotóxicos, que são lançados livremente por aviões sobre residências e plantios.
Na comunidade Carrancas, o lançamento de agrotóxico por sojiculores se deu em contexto de acirramento dos conflitos agrários, num enfrentamento ao modelo hegemônico do agronegócio e foi utilizado como arma química para promover expulsão das famílias de suas terras.
Tais situações de brutalidade ocorrem de forma permanente no Maranhão, em decorrência da expansão da soja e devem ser entendidas como elemento da desmedida violência no campo maranhense, o que atesta que a soja no Maranhão é insustentável sob o ponto de vista social e ambiental.
1 Professor der Fakultät Departamento de Geociências der Bundesuniversität Universidade Federal do Maranhão (UFMA). Doktor in Geographie.
2 Auf Menschenrechte und Umwelt- und Sozialrechte spezialisierter Rechtsanwalt. Rechtsberater der FETAEMA. Professor der Fakultät Faculdade Formação Integral. Master in Sozio-Räumlicher und Regionaler Entwicklung der Landesuniversität Universidade Estadual do Maranhão (UEMA).
3 Laut dem vorläufigen Bericht der staatlichen Kommission zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt auf dem Land und in der Stadt (COECV) ist die Gemeinde Carrancas ständig durch das Versprühen von chemischen Produkten auf der Sojaplantage betroffen, die nur wenige Meter von den Wohnhäusern entfernt liegt..
4 Professor do Departamento de Geociências da Universidade Federal do Maranhão (UFMA). Doutor em Geografia.
5 Advogado especialista em Direitos Humanos e Socioambiental. Assessor Jurídico da FETAEMA. Professor da Faculdade Formação Integral. Mestre em Desenvolvimento Socioespacial e Regional pela Universidade Estadual do Maranhão (UEMA).
6 De acordo com o Relatório Preliminar produzido pela Comissão Estadual de Prevenção e Combate à Violência no Campo e na Cidade (COECV), a comunidade Carrancas é constantemente afetada pela pulverização terrestre de produtos químicos na plantação de soja, localizada a poucos metros das residências.