Landlosenbewegung MST plant Aktionen nächste Woche im Rahmen der Aktionen des "roten Aprils"

Protestformen werden divers sein mit Demonstrationen, Versammlungen und Debatten, auch einzelne Besetzungen seien möglich, doch diesmal sei keine großflächige und massive Landbesetzungswelle geplant, so führende Vertreter:innen der Landlosenbewegung. Vorrangig sei gegenwärtig eine personelle Umstrukturierung bei der Agrarreformbehörde Incra, um die noch unter Bolsonaro eingesetzten Leitungspersonen auszutauschen, damit die Agrarreform endlich wieder in Gang komme.
| von Christian.russau@fdcl.org
Landlosenbewegung MST plant Aktionen nächste Woche im Rahmen der Aktionen des "roten Aprils"
MST-Besetzung auf Zuckerrohrplantage im Bundesstaat Pernambuco. Foto: Verena Glass

Die brasilianische Landlosenbewegung MST gab am vergangenen Dienstag in Brasília eine Pressekonferenz, auf der sie die für nächste Woche im ganzen Land geplanten Aktionen für die Agrarreform in Brasilien in groben Zügen umriss. Nicht genannt wurden konkrete Ziele der geplanten Besetzungen, die es jedes Jahr im Rahmen der Woche des kleinbäuerlichen Widerstands gibt, der in Erinnerung an das Massaker vom 17. April 1996 bei Eldorado dos Carajás weltweit begangen wird, ein Verbrechen, bei dem 21 Landlose an einer Landstraße durch die Militärpolizei des Bundesstaates von Pará getötet wurden und weitere 69 Menschen verletzt wurden, und so mit Aktionen an dieses Verbrechen erinnert wird. Die Aktivitäten werden sich brasilienweit auf den Zeitraum zwischen dem kommenden Montag, den 17. April, und Donnerstag, dem 20. April konzentrieren.

Verterer:innen der nationalen Leitung der MST umrissen auf der Pressekonferenz Medienberichten zufolge in groben Zügen die geplanten Aktionen rund um den 17. April, ein Datum, das als eine Meilenstein im Kampf der Landlosen angesehen wird. An diesem Tag werden in den verschiedenen Bundesstaaten des Landes Aktivitäten wie Märsche, Versammlungen und andere politische Aktionen stattfinden, die nach Angaben der MST auch zu einigen Landbesetzungen an bestimmten Orten führen können. Die Führung der Organisation betonte aber, dass es sich bei den Aktionen diesmal nicht um eine großflächige und massive Landbesetzungswelle gehen werde. Dieses Mal werde es allenfalls einige wenige konkrete Landbesetzungen geben, um die unproduktiven Latifundien anzuprangern, und davon gäbe es "Hunderte in diesem Land", so João Paulo Rodrigues vom MST. Rodrigues fügte auch hinzu, dass die Organisation auch die sklavereiähnliche Ausbeutung von Arbeitskräften in bestimmten Gebieten des Landes anprangern werde. "Es ist Teil unserer Geschichte, diese Anprangerung vorzunehmen. Und wir werden auch Aktivitäten vor der Agrarreformbehörde Incra, vor den Ministerien und weiteren Institutionen durchführen. Aber es gibt keinen Beschluss unserer Organisation, irgendwelche Besetzungen zu machen", so Rodrigues.

Die Agrarreformbehörde Incra ist laut Rodrigues dieses Mal eines der erklärten Ziele, auf das Druck ausgeübt werden soll, weil dort in den verschiedenen Arbeitsebenen der Behörde noch immer viele unter Bolsonaro eingesetzte Mitarbeitende wirken, die von der neuen Regierung Lula 3 noch nicht enfernt wurden, so Rodrigues. Dieses Tatbestand sei eine der gegenwärtig akutesten Bremsen, die den Prozess der Wiederaufnahme der Agrarreformpolitik im Lande bremsen, so Rodrigues gegenüber den Medien. "Wir haben zehn Bundesstaaten, die immer noch keinen neuen Superintendenten haben. Das bedeutet, dass unser Personal sich mit diesen Situationen eines bolsonaristischen Superintendenten befassen muss, wie im speziellen Fall von Alagoas, wo es einen Bolsonaristen gibt, der in den Ansiedlungen bewaffnet herumgelaufen ist. Wir haben die Zivilkammer bereits gebeten, den Prozess der Nominierung von [neuen, Anm.d.A] Namen zu beschleunigen", so Rodrigues.

"Aber unsere Reise ist eine Reise der Hoffnung, eine Reise, um Brasilien mitzuteilen, dass die Landlosen Lebensmittel produzieren wollen", betonte Rodrigues. "Es ist nicht fair, dass die Agrarindustrie den Ruf hat, Lebensmittel zu produzieren, wenn sie nur Soja für den Export herstellt. Diejenigen, die in diesem Land Lebensmittel produzieren, sind kleine und mittlere Familienbetriebe. Sie sind es, die für mehr als 60 % der Lebensmittel verantwortlich sind, die auf den Tischen der Brasilianer landen. Wie Sie wissen, verfügen wir in Brasilien über etwa 100 Millionen Hektar produktives Land. Davon entfallen 65 Millionen auf das Arobusiness, aber nur 35 Millionen auf Familienbetriebe und Agrarreformsiedlungen", so João Paulo Rodrigues.

// Christian Russau