Klimaproteste in Brasilien
Spätestens seit im August die Schlagzeilen des brennen Amazonas um die Welt gehen ist die internationale Fokus der Umweltbewegung wieder auf Brasilien gerichtet. Zwar wurden auch in anderen Ländern Südamerikas große Waldflächen vom Feuern zerstört aber in Brasilien ist seit Anfang des Jahres ein Präsident an der Macht der den menschengemachten Klimawandel leugnet und sich für eine wirtschaftliche Ausbeutung des Amazonasgebietes einsetzt.
Zu meinem erstaunen werden die Brände im Amazonasgebiet in den großen Medien Brasiliens und vor allem in der Politik nicht als ein Umweltdesaster behandelt sondern eher als eine diplomatische Krise. Nach großem internationalem Druck sah sich Bolsonaro gezwungen Militärs zur Brandbekämpfung in die Region zu schicken. Entsprechendes Equipment zur Brandbekämpfung wurde allerdings nicht bereit gestellt. Wie das Portal The Intercept am 20.09. berichtete könnte dieser Militäreinsatz aber auch im Kontext einer viel tiefer gehenden Strategie stattfinden. Geleakte Audio-Aufnahmen bestätigen einen paranoiden Plan der brasilianischen Regierung die Amazonas Region durch Mega-Infrastruktur-Projekte zu erschließen.
Ziel der Aktion: Verteidigung der Region gegen China die angeblich ihren Einfluß in der Region über das Nachbarland Suriname ausweiten wollen und NGOs welche der wirtschaftlichen Entwicklung (Ausbeutung) der Region im Wege stehen, weil sie auf die Rechte der Indigenen und traditioneller Völker und Gemeinschaften hinweisen.
Schon mitte des 20. Jahrhunderts gab es staatlich geförderte Kolonialisierungsversuche der Amazonasregion durch die Zentralregierung. Immer mit dem Hintergedanken, dass die territoriale Integrität Brasiliens am Amazons in Gefahr sei wenn dort keine "zivilisierten" Brasilianer*innen wohnen würden. Während dem zweiten Weltkrieg wurden zum Beispiel Reservisten der Armee in den Amazonas geschickt um dort Kautschuk zu zapfen und das Vaterland zu verteidigen. Damit sollte die Nachfrage der USA im Krieg gegen Hitler-Deutschland sichergestellt werden. Die Regierung organisierte den Transport von tausenden Nordestinos in die Region aber lies sie dort ohne Unterstützung zurück als der Krieg vorbei war. Viele der zugewanderten Brasilianer*innen sahen im Wald nichts anderes als ein Hinderniss für die Art und Weise wie sie Landwirtschaft kannten. Für die ursprüngliche Bevölkerung der Region sind die Wälder, Flüsse und Überschwemmungsgebiete der größte Supermarkt den sie sich vorstellen können. Sie ernten darin Açaí, fangen Shrimps, sammeln Früchte oder jagen Wild. Die Neuankömmlinge brannten den Wald nieder um ihr Vieh weiden zu lassen.
Bolsonaro sai - Amazonia fica
Aber zurück zu den Klimaprotesten. Es gab in 38 Städten des Landes Aufrufe sich am globalen Klimastreik zu beteiligen. In Brasilia forderten eine handvoll Menschen am frühen Morgen vor dem Parlament, dass Abholzung nicht mehr unterstützt werden sollte und die Holzfäller in Gefängnis gehören. Am frühen Abend kamen dann ca. 1500 Menschen zusammen die vom Busbahnhof zum Umweltministerium und dann weiter zum Kongress zogen. Unter anderem sprach die frühere Umweltministerin und Vorsitzende des Rede Sustentabilidade Marina Silva zu den Protestierenden.
Im Gegensatz zu den massiven Mobilisierungen in Deutschland sind die Teilnehmer*innen zahlen am Klimastreik in Brasilien gering ausgefallen. Schon im Vorfeld zeigte kaum einer meiner brasilianischen Gesprächspartner gesteigertes Interesse an den Aktionen. Zu präsent ist der Verteidigungskampf gegen die Rückschritte in so vielen Bereichen und die konkrete Repression unter der aktuellen Regierung.
Ein Hoffnungsschimmer ist allerdings die große Teilnahme von jungen Menschen an den Mobilisierungen sowohl in Brasilia als auch in São Paulo. Eine Teilnehmerin fasst ihre Erfahrungen wie folgt zusammen:
Als wir den Amazonas in Flammen gesehen haben und uns mehr und mehr mit dem Klimaproblem beschäftigt haben bekamen wir Angst. Dieses Gefühl der Beklemmung aber weicht wenn du bei den Mobilisierungen bist und diese wahnsinnige Energie spürst. Zu Hause sitzen und Sachen in den sozialen Netzwerken teilen oder kommentieren bringt gar nichts. Hier auf der Straße bist du nicht alleine. Hier können wir uns zusammen tun und etwas verändern - das gibt uns Mut.