INPE stellt neue Höchststände bei Entwaldung Amazoniens fest

INPE zufolge summierten sich die Entwaldungszahlen im April 2021 auf mehr als 580 km² neu entwaldeten Gebiets in Amazonien. Dies entspräche einem Anstieg der Entwaldung um fast 43 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat im Jahr 2020.
| von Christian.russau@fdcl.org
INPE stellt neue Höchststände bei Entwaldung Amazoniens fest
Nach der Entwaldung kommt die viehwirtschaftliche Nutzung und die Landspekulation. Foto: christian russau

Den zweiten Monat in Folge übertrafen die Entwaldungszahlen in Amazonien die bisherigen Negativrekorde. Dies berichtet die Tageszeitung Folha de São Paulo unter Berufung auf die neuesten Daten der brasilianischen Raumforschungsagentur INPE, die die Satellitensysteme Deter und Prodes betreibt und auswertet.

Den Deter-Zahlen des Instituts INPE zufolge wies der April 2021 auch die höchsten gemessenen Daten der jetzigen historischen Analysereihe (Bezugspunkt seit 2015) auf. Die Daten vor dem hier gewählten Stichtag vor 2015 basierten auf ungenaueren Analysen und Auswertungen. INPE zufolge summierten sich die Entwaldungszahlen im April 2021 auf mehr als 580 km² neu entwaldeten Gebiets in Amazonien. Dies entspräche einem Anstieg der Entwaldung um fast 43 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat im Jahr 2020, in dem etwa 406 km² Entwaldung verzeichnet wurden. Die Zahlen für April dieses Jahres dürften noch steigen, da die vorgelegten Abholzungsdaten nur bis zum 29. Tag des entsprechenden Monats reichen. Der bisherige Rekord für einen Monat April stammt aus dem Jahr 2018 mit 489 km² abgeholzter Fläche. 2021 kommt es demnach zu einer weiteren signifikanten Erhöhung der Entwaldung. Im März 2021 waren bereits mit mehr als 367 km² Abholzung sehr hohe Werte für solch einen Kalendermonat gemessen worden. In den folgenden Monaten - Mai, Juni, Juli, August - ist die Abholzung in der Regel höher, da die Trockenzeit in Amazonien beginnt, die das Fällen und Abbrennen von Bäumen erleichtert.

Seit 2018 nimmt die Abholzung im Amazonasgebiet stetig zu. Der Prozess hat sich jedoch unter der Regierung von Jair Bolsonaro (2019 -) intensiviert. Im ersten Jahr der Regierung (2019) des derzeitigen Präsidenten wuchsen die Entwaldungszahlen um 34 Prozent. Im zweiten Regierungsjahr, 2020, kamen insgesamt noch einmal 9,5 Prozent hinzu, so berechnet in der Zwölfmonatsanalyse des Prodes-System des INPE. Angesichts solch hoher Entwaldungsraten in Amazonien haben sich jüngst europäische Supermarktketten zu dem ungewöhnlichen Schritt zusammengefunden, in einem offenen Brief an den brasilianischen Nationalkongress Maßnahmen gegen die Entwaldung zu fordern und namentlich davor warnten, die im Kongress anhängigen Gesetzesvorhaben zur Legalisierung von Landraub zu verabschieden, andernfalls könnte dies dazu führen, dass die europäischen Supermarktketten brasilianische Produkte aus dem Sortiment streichen würden.

// Christian Russau