Schwere Krise in der Sojamonokultur zu erwarten
Steigende Produktionskosten
Die neue Ölkrise hat hierzu entscheidend beigetragen. Die chemischen Produktionsmittel, die im Sojaanbau verwendet werden, werden zum Großteil aus Erdöl gewonnen. Die Energie, die der ganzen Sojaproduktion zugrunde liegt, ist das Dieselöl. Soja ist vom Erdöl abhängig, was zum heutigen Zeitpunkt ein Anstieg der Kosten bedeutet.
Sinkende Preise
Die internationalen Preise gingen auf ihren historischen Tiefstand von 10-11 Dollar je 60 Kilo Sack zurück. Die neue Großkaufkraft China hat schon viele Vorräte gelagert und erhöht die nationale Produktion. Die weltweite Nachfrage ist dagegen stagnierend und ausgeglichen. Höchstens ein großer Ernteeinbruch in irgendeinem bedeutenden Produktionsland würde dieses Bild verändern.
Angebotsüberschuss
Ansteigende Produktion kombiniert mit stagnierendem Konsum führt zu einer übersättigten Nachfrage, was unmittelbar die Preise drückt. Vorgesehen ist für dieses Jahr (2004) eine weltweite Produktion von 220 Millionen Tonnen. Der Konsum bewegt sich aber um 200 Millionen Tonnen. Die weltweiten Vorräte sind im Gleichgewicht. Eine gute strategische Planung würde zu einer Verminderung der Anbaumenge raten. Umgarnt von der künstlichen Preishöhe wird Brasilien stattdessen seine Produktion steigern.
Abdriftung der Konsumenten
Die weltweit massive Produktion gentechnisch veränderter Soja bewirkt eine Abdriftung der Konsumenten. In allen Teilen der Welt wächst der Anteil an Verbrauchern, die sich für alternative, nicht aus Soja gewonnene Produkte entscheiden, so steigt beispielsweise unter den pflanzlichen Ölen der Konsum von Sonnenblumen-, Reis-, Maiskeim- oder Olivenöl gegenüber dem Sojaöl.
Die Kombination der genannten Faktoren ist pures Nitroglyzerin für die Bedeutung und die Zukunftspläne des Sektors.
Verschuldung
Hinzu kommt die schwere Verschuldung der Sojaproduzenten. Wahrscheinlich wird das eine weitere Rechnung sein, die das gesamte brasilianische Volk bezahlen muss, wenn die Krise erst einmal ausbricht und das große Agrobusiness um Schuldenerlass bittet.
Rio Grande do Sul wird von dieser Krise am stärksten betroffen sein. Dort liegt die Produktivität weit unter dem nationalen Durchschnitt. 90% der Soja aus Südbrasilien ist gentechnisch verändert und damit im Fall eines übersättigten Marktes die letzte, die Absatz finden würde. Patentgebühren von 1,20 Reais pro geerntetem Sack Gensoja werden noch als zusätzliche Kosten ins Gewicht fallen. Monsanto dankt.
Die schlechte Qualität der Soja aus dem Süden Brasiliens
Auf dem internationalen Markt ist ihr Ruf miserabel. Produziert wird sie mit geschmuggeltem Gensaatgut ohne Qualitätskontrollen, vermischt mit Saatgut, das mit Agrargiften behandelt wurde. Das hat in der Vergangenheit bereits dazu geführt, dass Schiffe zurückgeschickt wurden. Die vertragsgemäß im Voraus entrichtete Hafengebühr führte zum ersten Mal in der Geschichte des Sojahandels zu Verlusten.
All das nur aufgrund der Verantwortungslosigkeit der Führungsebene im Agrobusiness Rio Grande do Suls, die durch Farsul und die Kommunikationsmittel der RBS-Gruppe angeführt werden.
In Rio Grande do Sul behauptete man großspurig, dass die Chinesen alles an Soja kaufen würden, solange die Körner gelb seien. Hier bekamen es die Chinesen mit roten Körnern zu tun (Saatgut, das für die Aussaat mit Garboxin behandelt worden war), sie führten Laboruntersuchungen durch und ließen auch gelbe Soja, die mit Fungiziden verseucht war (verursacht wohl durch Spritzen von nahgelegene Pflanzungen zur Erntezeit) zurückgehen. Auf dem internationalen Markt gilt: wer die Qualität vernachlässigt, verliert Kunden. Die angeblichen übermächtigen Führer des Agrobusiness im Süden haben in der Vergangenheit schon den Fleischmarkt mit der Geschichte der Maul- und Klauenseuche-freien Zone ohne Impfungen beeinträchtigt, jetzt beeinträchtigen sie den Sojamarkt mit der genveränderten und der vergifteten Soja.
Es gibt Alternativen. Sie bedürfen drastischer Veränderungen in der nationalen Agrarpolitik, die unmöglich durchführbar sind mit dem Minister Roberto Rodrigues und der Monsanto-Gruppe (u.a. Amauri Dimarzio)als Gegner des Landwirtschaftministeriums. Die Alternativen bestehen nicht darin, den Sojaanbau aufzugeben, sondern in der Kombination von Sojaproduktion mit anderen Kulturen, sodass die Vielfalt erhöht und die schädlichen Auswirkungen der Monokultur aufgehoben werden. Sie bestehen auch in der langsamen, aber stetigen Einführung von organischer Sojaproduktion. Diese ist nicht von chemischen Produktionsmitteln abhängig und bleibt sowohl von der Macht der Multinationalen, von den Agrargiften als auch von den negativen Auswirkungen der Erdölabhängigkeit in der Sojaproduktion verschont.