Neuigkeiten von der Gentechnik in Brasilien
Die gentechnisch veränderte Landwirtschaft in Brasilien steigerte sich dem Bericht zufolge rasant um 30 % bzw. um 3,5 Mio ha. Brasilien hatte damit die zweithöchste Steigerungsrate der 23 Länder, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen und an der Studie teilnahmen. Es wurden 2,8 Mio ha zusätzliche Gensoja angebaut, dementsprechend 0,7 Mio ha andere Genprodukte. Im brasilianischen Sojaanbau macht der gentechnisch veränderte Anteil inzwischen 57 % der Soja-Anbaufläche aus – 12.245 Mio ha (siehe auch letzter Bericht zu Ernährungssicherung). Brasilien liegt bei der Anbaufläche auf Platz drei nach den USA und Argentinien.
Regierungsangaben zufolge hat sich in Brasilien zwischen 2000 und 2005 der Verbrauch des Monsanto-Pestizids RoundUp (Glyphosat), das zusammen mit genveränderten Pflanzen angeboten wird, um 80 % gesteigert(1). Allein im Jahr 2006 stieg die Anwendung von RoundUp für Sojabohnen um 28 % auf 44 Millionen kg.
Nach Freigabe der Maissorten Liberty Link (Bayer Crop Science) und MON810 (Monsanto) für den brasilianischen Markt im Februar 2008 hatte die Kampagne für ein gentechnikfreies Brasilien einen offenen Brief an den Justizminister Tarso Genro gesandt, in dem sie gegen die Entscheidung des Rates für Biologische Sicherheit entgegen den beiden Einsprüchen von Umweltschutzbehörde IBAMA und Gesundheitsbehörde ANVISA protestierte. ANVISA kündigte an, dass Nahrungsmittel, die gentechnisch veränderten Mais enthalten, erst dann zum Verkauf freigegeben werden, wenn ANVISA die Sicherheit für die Bevölkerung geprüft habe.
Anfang März drangen im Protest gegen die Entscheidung mehr als 300 brasilianische Aktivistinnen in eine Versuchseinheit von Monsanto in Santa Cruz das Palmeiras (SP) ein und zerstörten eine Baumschule sowie ein Genmais-Versuchsfeld.
Auf der CDB in Bonn reichten am 13. Mai sechs brasilianische Umweltorganisationen(2) Klage beim Kommittee für die Einhaltung des Cartagena-Protokolls ein, dass Brasilien Vorschriften des Cartagena-Protokolls missachte. Die Klage bezieht sich auf drei Punkte: auf die Vorschrift, Risikoanalysen zur Gesundheit und Biodiversität von genveränderten Organismen vorzunehmen, darauf, dass die brasilianische Regierung seit Jahren nichts gegen den illegalen Anbau gentechnisch veränderter Soja, Mais und Baumwolle getan hat bzw. tut sowie auf den fehlenden Einbezug der Bevölkerung in die Entscheidungen. Da dies die erste Klage vor dem Kommittee ist, kann noch nicht eingeschätzt werden, welche Wirkungen sie haben wird.
1. Genveränderte Pflanzen: ein Flop? Telepolis, 14. Februar 2008, Florian Rötzer.
2. Es handelt sich dabei um Greenpeace, das Instituto Brasileiro de Defesa do Consumidor (Idec), Terra de Direitos, die Assessoria e Serviços a Projetos em Agricultura Alternativa (ASPTA), die Associação de Agricultura Orgânica (AAO) und die Associação Nacional dos pequenos Agricultores (ANPA).