Campesinas zerstören Baumschule des Zellstoffkonzern Aracruz
Nach Angaben der brasilianischen Agentur Carta Maior habe die Aktion kaum 20 Minuten gedauert. Die Frauen waren in 37 Autobusen aus der etwa 50 Kilometer entfernt liegenden Bundeshauptstadt Porto Alegre gekommen.
Mit der Aktion wollten die Frauen auf die verheerenden Folgen hinweisen, die die Ausweitung der „grünen Wüste“ durch Eukalyptus-Monokulturen für Gesellschaft und Umwelt hat. Auf der Farm Barba Negra wird der Großteil der Eukalyptus- und Piniensetzlinge des Unternehmens Aracruz gezogen. Auf dem Gelände gibt es auch ein Labor zum Klonen der Pflanzen.
Der Begriff „grüne Wüste“ wurde eigens zur Bezeichnung der künstlich angelegten Eukalyptuswälder ins Leben gerufen, die zwar grün sind, ansonsten aber in jeder Hinsicht einer Wüste gleichen. Die Eukalyptus-Wüsten laugen den Boden aus und verbrauchen enorm viel Wasser: Jeder Baum kann täglich dem Boden bis zu 30 Liter Wasser entziehen.
„Wir wehren uns gegen die grüne Wüste, gegen die riesigen Eukalyptus-, Akazien- und Pinienpflanzungen der Zellulosefabriken, die Milliarden Hektar Land in Brasilien und Lateinamerika verschlucken. Die grüne Wüste vernichtet unsere Biodiversität, sie laugt den Boden aus und lässt unsere Flüsse austrocknen. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Schäden, die wir durch die Wasser- und Luftverschmutzung erleiden, die die Fabriken mit sich bringen.“, heißt es im Manifest der Vía Campesina-Frauen.
Die größte „grüne Wüste“ geht auf das Konto des Zellstoff-Riesen Aracruz Celulosa: Der Konzern besitzt über 250.000 Hektar Pflanzungen, davon 50.000 Hektar allein in Rio Grande do Sul. Aracruz-Fabriken produzieren jährlich über 2,4 Millionen Tonnen weiße Zellulose, verschmutzen Luft und Wasser und schädigen die Gesundheit der Menschen. Unter den landwirtschaftlichen Unternehmen ist Aracruz die Firma mit der höchsten öffentlichen Förderung. „Wenn die grüne Wüste weiter wächst, wird es bald kein Trinkwasser und kein bebaubares Land mehr geben. Wir können nicht verstehen, wieso eine Regierung, die den Hunger beseitigen will, die grüne Wüste unterstützt statt die Agrarreform und die Landwirtschaft der Kleinbauern zu fördern“, so das Manifest der Bäuerinnen.
Die Aktion der Bäuerinnen in Rio Grande do Sul fand zeitgleich mit der von der UNO-Organisation FAO für Ernährung und Landwirtschaft veranstalteten Konferenz über Agrarreform und landwirtschaftliche Entwicklung statt. Es soll auf die zunehmende Schädigung der Umwelt durch die Eukalyptus-Monokultur aufmerksam gemacht werden, die in Rio Grande do Sul insbesondere von drei Unternehmen betrieben wird: Votorantim, Stora Enso und Aracruz.
Mit ihrem Protest solidarisieren sich die Bäuerinnen von Vía Campesina außerdem mit den indigenen Völkern, die durch die Expansion von Aracruz Celulosa aus ihren Gebieten vertrieben wurden. Im Januar dieses Jahres ging die Bundespolizei im Staat Espíritu Santo gewaltsam gegen Indígena-Familien vor. Die Ausrüstung zur Durchführung der Räumung hatte die Firma selbst gestellt.