Wissenschaftler: Belo Monte wird in den ersten 10 Betriebsjahren mehr Treibhausgase produzieren als ganz São Paulo
Der renommierte Wissenschaftler Phillip Fearnside hat erneut auf die negativen Folgen von Großstaudämmen in Brasilien hingewiesen. Dies berichtet das Informationsportal Amazônia. "Die Wasserkraftwerke emittieren mehr Treibhausgase als sie umgerechnet Energie produzieren", so der US-amerikanische Wissenschaftler Phillip Fearnside, der seit Jahrzehnten in Brasilien lebt und forscht. Der Wissenschaftler des anerkannten brasilianischen Forschungsinstituts für Raumfragen (INPA) erklärte es als Irrglauben zu meinen, die aus Wasserkraft gewonnene Energie sei klimaschonender, da weniger Treibhausgase ausstoßend. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall. "Die Wasserkraftwerke können mehr Treibhausgase als die fossilen Kraftwerke ausstossen, wenn die Äste und das Blattwerk [der dort vormaligen Vegetation] unter Wasser bei Luftabschluss verfaulen und dabei Kohlenstoffgase emittieren - und wenn das Wasser durch die Turbinen gejagt wird, entweicht dort Methan", so Fearnside Ende Juli dieses Jahres auf einer Konferenz in Brasilien. Methan gilt als 22-Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid.
Fearnside verdeutlichte das am Beispiel des Staudamms von Belo Monte, den das Betreiberkonsortium Norte Energia bis Ende des Jahres fertigstellen möchte: Belo Monte werde "in den ersten zehn Betriebsjahren mehr Treibhausgase produzieren als die ganze Stadt von São Paulo“, so Fearnside.
Indessen verlangt das Betreiberkonsortium Norte Energia, endlich die Genehmigung zur Flutung des Staubeckens von den Behörden zu erhalten, um gegen Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres den Betrieb des dann weltweit drittgrößten Staudamms der Welt zu starten. Umwelt- und Menschenrechtsgruppen sowie betroffene Anwohner protestieren seit Jahren gegen den Staudamm sowie die damit verbundenen Konsequenzen wie Flutung eines Viertels der Stadt von Altamira und der Zwangsumsiedlung Tausender Betroffener, teilweiser Trockenlegung der sogenannten Großen Flußschlinge Volta Grande do Xingu auf 100 Kilometern Länge, wodurch flussanwohnenende Kleinbäuerinnen und -bauern sowie indigene Gruppen und Fischer von ihrer Lebensader praktisch abgeschnitten werden, sowie sozialen Folgen wie Chaos in Altamira und angesichts vieler zugereister Arbeitssuchender explodierender Sozialkonflikte in der Stadt am Xingu-Fluss in Amazonien.