Antônia Melo vom Movimento Xingu vivo para sempre muss ihr Haus in Altamira räumen
Bis zuletzt hatte sie sie gewehrt. Sämtliche Häuser der Nachbarschaft waren bereits demoliert, allein eine Nachbarfamilie und sie hatten noch standgehalten.
Das Haus und ein wunderschöner und mit viel Liebe gepflegter Garten mit vielen Obstbäumen – all dies trägt die Erinnerung eines ganzen Lebens, und muss nun zurückgelassen werden.
Begründet wird diese flächige Räumung von der Gemeinde mit dem Argument, an dieser Stelle werde die Stadt - auf einem dann höheren Gelände-Niveau - modernisiert und aufgewertet. Blieben die Bewohner*innen vor Ort, stünden ihre Häuser bald unter Wasser, denn Altamira wird bald am Rande eines großen Stausees liegen. Wenn der Megastaudamm Belo Monte fertiggestellt ist, wird wieder alles anders in der Stadt, die schon seit vielen Jahren unter dem Megaprojekt und allen seinen Nebenfolgen leidet.
Das Betreiberkonsortium Norte Energia und die brasilianische Regierung präsentieren ihr Projekt als großartige Entwicklung für die ganze Region – alles wird schöner, moderner, besser...in der Zukunft.
Dort, wo Antônias Haus gestanden hat, wird zukünftig auf erhöhtem Niveau ein Platz entstehen, der Freizeitmöglichkeit und Erholungsraum für die neue, moderne Bevölkerung von Altamira bieten soll.
Die vertriebene Bevölkerung des Zentrums von heute wird dann – so der Plan – in weit entfernten Siedlungen aus der Konserve wohnen, ohne öffentlichen Nahverkehr in das viele Kilometer weit entfernt liegende Stadtzentrum von Altamira. Eine Fahrt mit dem Taxi oder Motorradtaxi aus der Peripherie kostet dann 20 bis 30 Reais. Wer soll sich das leisten können? Für Obstbäume oder Gärten ist in dieser Siedlung kein Raum vorgesehen.
Individualismus und Variation vom Einheitsmuster sind hier ebenfalls nicht vorstellbar.
Antônia hat bisher noch keine neue Bleibe, ein vergleichbares Haus wie ihres wird sie wahrscheinlich auch nicht wieder finden. Sie ist nicht nur traurig, sondern auch wütend, weil mit dem städtischen Umbau in Zusammenhang mit Belo Monte nach und nach alle verdrängt werden, die den Machern des Projekts ein Dorn im Auge sind.
Als ich der Ruine ihres Hauses in der Rua Sete de Sétembro einen traurigen Besuch abstatte, finde ich ein Plakat im Hauseingang liegen: „Belo Monte wird es nicht schaffen, dass die Erinnerung an das Leben in meinem Haus zerstört wird.“