800 Fischerinnen und Fischer blockieren Eingang zur Belo-Monte-Baustelle
Die Fischer beklagen starke Rückgänge ihres Fangertrages seit Beginn der Bauarbeiten für den drittgrößten Staudamm der Welt, Belo Monte, am Fluss Xingu im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará. Die Aktion wird von Organisationen wie der Bewegung der Staudammbetroffenen MAB, der Jugendbewegung Levante Popular da Juventude und anderen Gruppen unterstützt.
Die Fischer verlangen vom Konsortium Norte Energia, das den 11-Gigawatt-Staudamm Belo Monte in der Nähe der Stadt Altamira bauen lässt, Entschädigungen für die bereits in der Vergangenheit erlittenen sowie den kommenden Einbußen beim Fischfang und forderten das Konsortium zudem auf, ihnen neue Anlegestellen für ihre kleinen Boote sowie technische Unterstützung zu gewähren. Die Protestierenden wurden laut Angaben der Bewegung der Staudammbetroffenen MAB von Vertretern des Konsortiums Norte Energia zum Dialog empfangen, deren Vertreter hätten aber keine Befugnisse zu Verhandlungen gehabt. Daher hätten die 800 Fischer einen der Zugänge zur Baustelle von Belo Monte besetzt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Laut Angaben der Fischer beabsichtigen sie, die Blockade des Eingangs solange fortzusetzen, bis die Firma ihnen angemessene Antworten vorlegen würde. "Wir sind darauf vorbereitet, hier tagelang zu bleiben, sollte es notwendig sein", erklärte ein Fischer, der im Bericht der Bewegung der Staudammbetroffenen MAB als Pedro bezeichnet wurde. Im vergangenen Jahr hatten die Fischer auf der Baustelle von Belo Monte bereits zwei Monate verbracht und dort für ihre Rechte protestiert. Damals wurden aber Gespräche mit der Firma Norte Energia ergebnislos abgebrochen, da die Firmenvertreter unbeirrt argumentierten, dass der Staudammbau keine Auswrikungen auf den Fischfang in der Region habe. Dies wird von den Fischer und den anwesenden Zierfischfischern bestritten. Erst im Jahr 2011 hatte ein Gericht die Bauarbeiten des umstrittenen Belo-Monte-Staudamms wegen der Bedrohung der Zierfischerei vor Ort zwischenzeitig gestoppt. Auch aktuelle Stellungnahmen von indigenen Fischer weisen bereits jetzt auf einen starken Rückgang der Fischbestände hin.
Der Staudamm Belo Monte war in den vergangenen Jahren bereits mehrmals besetzt worden von protestierenden Flussanwohnern und indigenen Gruppen. Sie fürchten um ihre Existenz durch den Bau der Anlage und der damit einhergehenden Trockenlegung der Volta Grande ("Große Fluss-Schleife"), deren Wassergang sich um bis zu 80 Prozent durch den Staudammbau verringern werde.
Durch das Staudammprojekt werden 400 Quadratkilometer Regenwald geflutet und unwiederbringlich zerstört, einzigartige Schutzgebiete vernichtet und große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase freigesetzt, so Kritik von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen wie dem Movimento Xingu Vivo para Sempre aus Altamira. Die Bundesstaatsanwaltschaft im brasilianischen Bundesstaat Pará hat in 15 bislang eingereichten Klagen gegen das Staudammprojekt Belo Monte auf die Vielzahl an Gesetzesbrüchen durch das Projekt hingewiesen. Zudem hatte im vorvergangenen Jahr die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) die unverzügliche Aussetzung des Genehmigungs- und Bauprozesses des Großprojektes Belo Monte gefordert, da die Rechte der indigenen Bevölkerung missachtet würden. Durch den Bau des Staudamms werden Fachleuten zufolge bis zu 40.000 Menschen vertrieben, Flussanwohner, Indigene, Kleinbauern ebenso wie Bewohner der Armenviertel in der Stadt Altamira. Umweltzerstörung, Artenverlust, Menschenrechtsverletzungen, die Ausbreitung von Armut und Krankheiten sind weitere befürchtete Folgen.