Anklageschrift des Verbandes der Kleinbäuer*innen (LCP) nach weiterem Mord an Bauernführer

Straflosigkeit und Zahl der Morde an Führungspersonen von Organisationen, die um Land und die Rechte von Kleinbäuer*innen, traditionellen Gemeinschaften und Völkern kämpfen, nehmen in Brasilien zu. Am 7.Juli 2017, wenig mehr als 40 Tage nach dem Massaker von Pau d’Arco, Pará, wo 10 Landarbeiter*innen umgebracht wurden, wurde der Kleinbäuer*innen-Anführer Rosenildo Pereira de Almeida in der Stadt Rio Maria, ca. 60 km von Pau D´Arco, ermordet.
| von Jan Erler (KoBra)
Anklageschrift des Verbandes der Kleinbäuer*innen (LCP) nach weiterem Mord an Bauernführer
Rosenildo Pereira de Almeida, Quelle: LCP

Der Verband der Kleinbäuer*innen (LCP - Liga dos Camponeses Pobres) hat nun eine Anklageschrift verbreitet, um international auf die alarmierende Situation hinzuweisen.

Im Folgenden veröffentlichen wir die deutsche Übersetzung der Anklageschrift:

 

Goiânia, 8.Juli 2017

Die Morde werden den Kampf um Land nicht aufhalten!

Unser Gefährte Rosenildo Pereira de Almeida, 44 Jahre, wurde am 7.Juli 2017 in Rio Maria, Pará, dem Wohnort seiner Familie, erschossen. Er war mit seinem vierjährigen Enkel mit dem Motorrad unterwegs als es passierte. Als er bei einem Schlagloch mit der Geschwindigkeit runter ging, näherte sich ein anderes Motorrad mit zwei Personen und feuerten Schüsse auf ihn.

Rosanildo, in Pau d‘Arco war ein langjähriger Kämpfer für Land, das von der Fazenda Santa Lúcia besetzt wurde. Er hatte schon sein eigenes Grundstück auf dem er Schweine und Hühner hielt und Landbau betrieb, als die Rückführung des Landbesitzes drohte. Rosenildo ließ sich nicht einschüchtern und wehrte sich. Er war einer der wichtigsten Organisatoren des Camps Jane Júlia, das von den um das Land der Fazenda Santa Lúcia kämpfenden Familien zusammen mit der Liga der armen Kleinbäuer*innen von Pará und Tocantins realisiert wurde.

Rosenildo hatte sich in den letzten Tagen an der von der Bundespolizei geführten Rekonstruktion des Massakers von Pau d’Arco beteiligt. In der Region war das Gerücht im Umlauf, dass die Namen von vier Anführer*innen auf einer Todesliste stehen und das Rosenildo einer davon sei.

Der Gefährte Ademir de Souza Pereira, ebenfalls 44 Jahre, wurde am Nachmittag des 6.Juli 2017 in Porto Velho, Rondônia, erschossen. Ademir war Koordinator des Camps Terra Nossa in der Gemeinde Ariquemes, das zum Kampf um das besetzte Land der Fazenda Tucumã in Cujubim organisiert wurde. Ademir wurde ermordet, als er sich für einem Moment von einer Versammlung der INCRA entfernte, wo gerade ein Vorhaben der Liga der armen Kleinbäuer*innen von Rondônia und Westamazonien mit dem Superintendanten der Region, Cletho Brito, diskutiert wurde. Ademirs Ehefrau stand neben dem Superintendanten als sie vom Mord ihres Manns unterrichtet wurde.

Beim Begräbnis am darauffolgenden Tag am Wohnsitz der Familie in Ariquemes erhielt Ademirs Ehefrau von einem Motorradfahrer einen Brief mit Morddrohungen gegen sie und ihre drei Kinder. Die ganze folgende Nacht passierten Lieferwagen und Autos, die von Mitkämpfer*innen als den regionalen Großgrundbesitzenden gehörend erkannt worden, vor dem Haus. Viele Male kamen die Fahrzeuge beschleunigt angefahren und fuhren langsam am Haus vorbei, während die Fahrzeuginsassen hineinschauten.

Auf dem Drohbrief sind fünf Kreuze über einer Zeichnung von einem Mann, einer Frau und drei Kindern, wobei das Kreuz und die Zeichnung, die Ademir darstellen soll, mit einem X durchgestrichen sind. Die Tochter der Ehefrau Ademirs meldete den Vorfall in Ariquemes/RO. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass von Seiten der Polizei Maßnahmen ergriffen werden, da bisher bei an allen Angriffen auf Kleinbäuer*innen des Camps Terra Nossa Poliziekräft der Region Vale do Jamari beteiligt waren.

Wir verurteilen erneut den brasilianischen Staat und seiner führenden Verantwortlichen für diese Verbrechen gegen Kleinbäuer*innen und deren Anführer*innen.

Wir fordern eine große Mobilisierung der Öffentlichkeit um diese Verbrechen zu stoppen. Von diesem faulen und korrupten Staat ist keine Gerechtigkeit zu erwarten, nur weitere Morde.

Wir rufen alle Kleinbäuer*innen auf, den Kampf um Land voranzubringen. Nur so werden wir das Blutbad bebenden, dass Großgrundbesitzende, Großbürger*innen und Imperialist*innen an Kleinbäuer*innen und der armen Bevölkerung Brasiliens, auf dem Land wie in den Städten, begehen.

 

Würdigen wir die Namen und den Kampf unserer Gefährten Rosenildo und Ademir. Gehen wir mit noch mehr Einsatz an unsere Aufgaben. Beschützen wir deren Familienangehörige und machen wir weiter!

Companheiro Rosenildo: presente na luta!

Companheiro Ademir: presente na luta!

Viva o Acampamento Jane Júlia, em Pau D`arco!

Viva o Acampamento Terra Nossa, em Ariquemes!

Terra para quem nela vive e trabalha!

Viva a Revolução Agrária!


Liga dos Camponeses Pobres do Pará e Tocantins

Liga dos Camponeses Pobres de Rondônia e Amazônia Ocidental

Comissão Nacional das Ligas de Camponeses Pobres