Agroethanol: Exporte und Exportwille
Nach Zahlen der Secretaria de Comercio Exterior (Secex), die KoBra vorliegen, gehen knapp 30 % der Ethanol-Exporte Brasiliens in die EU; 2008 entsprach dies 1.475 Mio Litern. Dies sind etwa 70% der EU-Importe an Agroethanol. Laut Statistik der Secex importierte Deutschland erst ab 2008 Agroethanol aus Brasilien, und zwar 4,5 Mio Liter.
Mehr als 90% der EU-Agroethanol-Importe aus Brasilien entfallen allerdings auf die Niederlande. Es ist davon auszugehen, dass die Ethanol-Importe, die im Hafen von Rotterdam anlanden, zumindest zum Teil innerhalb der EU weiter transportiert werden. Das Umweltbundesamt schätzt, dass knapp 65% des nach Deutschland importierten Agroethanols aus Brasilien stammen könnten. Dies wären jährlich etwa 166.000 Tonnen. Damit würde Brasilien mehr als ein Viertel des deutschen Gesamtbedarfs an Agroethanol liefern.
Brasilien würde solche Exporte zukünftig gern noch steigern, weshalb sich das Land arg an der EU-Nachhaltigkeitsverordnung reibt. Gemeinsam mit anderen Agroethanol-Exportländern richtete sich Brasilien daher Mitte Dezember 2009 in einem Brief an die Europäische Komission, in dem die Länder die bisher entwickelten Methoden zur Messung der Treibhausgasemissionen aus Landnutzungsänderungen in Frage stellten. Ohne eine international anerkannte Methode, so die Länder, hätten die EU-Vorschriften zur Messung indirekter Landnutzungsänderungen aus der Agrotreibstroffproduktion keine Legitimation. Derzeit bereitet die Komission einen Bericht darüber vor, inwieweit indirekte Landnutzungsänderungen durch die Produktion von Agrotreibstoffen verursacht werden. Die Länder fordern in dem Brief, das Thema einem multinationalen Gremium wie der UN-Klimakonvention zu übertragen. Die Regierungen beriefen sich auf Aussagen des französischen Beratungsunternehmens BeCitizen. Dieses hatte Anfang Dezember die EU-Kriterien zu Agrokraftstoffen als „widersprüchlich“ bezeichnet. Existierende Methoden zur Messung des Treibhausgas-Effekts indirekter Landnutzungsänderungen kämen je nach Anbauprodukt und Anbauregion zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Um eine valide Methode zur Berechnung der indirekten Landnutzungsänderung zu entwickeln, seien daher genauere Analysen nötig.