Tausende Arbeiter legen Baustelle des Belo-Monte-Staudamms lahm
Brasilianischen Medienberichten zufolge haben rund 6.000 Arbeiter eine der Baustellen am Staudammkomplex Belo Monte im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará besetzt und blockieren die Zufahrten zum Gelände. Seit Samstag würden die Arbeiten am der Welt drittgrößten Staudamm stillstehen und seit Montag werden die Zufahrten von den Demonstranten blockiert. Die Arbeiter protestieren gegen schlechte Arbeitsbedingungen und für Lohnerhöhungen.
Dies ist nicht das erste Mal, dass die Arbeiter des 11 Gigawatt-Staudamms in Amazonien gegen ihre Arbeitsbedingungen protestieren und dazu das Gelände und die Zufahrten besetzen. In der Vergangenheit war es mehrfach zu solchen Aktionen gekommen.
Erst Ende Oktober hatte ein Richter am Bundesgerichtshof für die 1. Region in Brasília entschieden, dass die Baurbeiten mit sofortiger Wikrung gestoppt werden müssten. Im Falle einer Zuwiderhandlung drohen dem Baukonsortium eine Strafe von 500.000 Reais pro Tag (umgerechnet 165.370 Euro), so der Richter Antonio Souza Prudente in den im Internet veröffentlichten Gerichtsbeschluß. Wenige Tage später hatte ein andere Gerichtsinstanz den Baustopp wieder aufgehoben.
Erst im August 2012 hatte der Bundesgerichtshof wegen der laut Ansicht des Gerichts nicht erfolgten freien, informierten und vorherigen Konsultation der vom Staudammbau betroffenen Indigenen einen Baustopp erklärt, der nach wenigen Wochen vom damaligen Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs in Brasília, Minister Carlos Ayres Britto, wieder aufgehoben worden war. Eine letztgültige Entscheidung des Obersten Gerichtshofs steht auch in dieser Frage noch aus.
Belo Monte soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt werden. Über 20.000 Menschen sind von Vertreibungen betroffen. Umweltzerstörung, Artenverlust, Menschenrechtsverletzungen und die Ausbreitung von Armut und Krankheiten seien weitere Folgen, sagen Kritiker. Für den Stausee wird Regenwald geflutet und große Mengen von Treibhausgasen werden freigesetzt. Indigene Fischergemeinschaften sind durch den Verlust ihrer Nahrungsquelle und Transportwege bedroht.
Belo Monte wird von dem brasilianischen Konsortium Norte Energia gebaut. An dem Projekt ist auch eine Reihe europäischer Konzerne beteiligt. Während Daimler die LKW für das Bauprojekt liefert, ist das Familienunternehmen Voith über das Joint-Venture mit Siemens, Voith Hydro, Teil des europäischen Konsortiums, das die elektromechanische Ausrüstung für den Belo-Monte-Staudamm liefern wird. Allein das Auftragsvolumen für Voith Hydro liegt bei rund 443 Millionen Euro. Die französische Alstom ist ebenso wie die österreichische Andritz AG Teil dieses Konsortiums. Die Münchener Rück hat 25 Prozent der Rückversicherung an Belo Monte übernommen und erhält dafür rund 40 Millionen Reais an Prämien über einen Zeitraum von vier Jahren. Die deutsche Allianz hat fünf Prozent der Bausumme des Staudamms Belo Monte versichert und kassiert dafür ebenfalls Prämien.