Landpastorale veröffentlicht 2017er-Zahlen zu Landkonflikten
Im Jahr 2017 kam es nach der neuesten Zusammenstellung der Landpastorale CPT in Brasilien zu 70 Ermordungen auf dem Land bei Landkonflikten. Dies stellt einen Anstieg um 15 Prozent zum Vorjahr dar. In der akribisch zusammengestellten und mehrfach überprüften Auflistung finden sich für das Jahr 2017 allein vier Massaker, die in den Bundesstaaten Bahia, Mato Grosso, Pará und Rondônia stattfanden. Es gab wahrscheinlich noch ein weiteres Massaker, eines, das an in freiwilliger Isolation lebenden Indigenen im Vale do Javari, im Bundesstaat Amazonas, begangen wurde, demzufolge es dabei über 10 Opfer gab. Da die Bundesstaatsanwaltschaft MPF und die Indigenenbehörde FUNAI über die Authentizität dieses Massakers aber keine abschließende Einigung erzielen konnten, da die Beweislage zu unklar war, hat sich die CPT entschieden, dieses Massaker nicht in die Statistik aufzunehmen. Die CPT wies aber mit Nachdruck darauf hin, dass die nun vorgestellte Datenbasis nur ein Abbild der Realität in Brasilien sei, einer Realität, die wegen etlicher Unbekannter noch viel schlimmer ausfallen könne.
Die CPT wies zudem auf die äußerst Besorgnis erregende Tendenz hin, dass es von den 70 Fällen des Jahres 2017 in 28 Fällen, also in 40% der Fälle, um Massaker ging. Die CPT errechnete ebenfalls, dass es in den Jahren zwischen Beginn der Erhebung der Daten im Jahr 1985 und dem letzten Jahr 2017 insgesamt 46 Massaker, mit 220 Opfer, gegeben hat.
Zwischen 1985 und 2017 musste die CPT 1.438 tödliche Landkonflikte in Brasilien konstatieren, die in 1.904 Todesopfer resultierten. Von all diesen Fällen, so die CPT, wurden nur 113 Fälle vor Gericht verhandelt, was einem Durchschnitt von acht Prozent der Fälle entspricht. Insgesamt wurden nur 94 Täter und nur 31 Hintermänner der Taten verurteilt. Die Landpastorale CPT kommt zu dem Schluss: Die Straflosigkeit ist einer der Gründe, warum die Zahl der Landkonflikte in Brasilien noch immer so hoch ist.