Indigenes Nachrichtennetzwerk vom Rio Negro wird in Den Haag für unabhängige Berichterstattung ausgezeichnet

Das Netzwerk Rede Wayuri steht stellvertretend für viele indigene Nachrichtennetzwerke, die inzwischen ihre Themen, ihren Widerstand und ihren kulturellen Reichtum in die internationale Presse und in Soziale Netzwerke tragen. Damit werden sie weltweit sichtbar und hörbar. 2017 wurde das indigene Nachrichtenportal Rede Wayuri am Rio Negro (Bundesstaat Amazonas) gegründet. 17 indigene freie Journalist*innen vertreten acht Ethnien: Baré, Baniwa, Desana, Tariana, Tukano, Tuyuka, Wanano und Yanomami. Brasilien geht 2022 in den Wahlkampf für die Präsidentschaft. Die Wahl 2018 wurde nicht zuletzt mit Falschnachrichten und mächtiger Einflussnahme über soziale Medien geführt und gewonnen. Das darf nicht wieder passieren. Der Preis honoriert die innovative Informationsverbreitung und Bekämpfung von Falschnachrichten im Amazonasgebiet.
| von Uta Grunert
Indigenes Nachrichtennetzwerk vom Rio Negro wird in Den Haag für unabhängige Berichterstattung ausgezeichnet
Quelle: Paulo Desana, Rede Wayuri. Daniela Patrícia Tukano und Claudia Ferraz Wanano, indigene Journalistinnen von Rede Wayuri

Der Staatsrechtspreis des World Justice Projects in Den Haag würdigt das indigene Nachrichtennetzwerk Rede Wayuri wegen seiner Informationsangebote und seines politischen Mobilisierungspotenzials. Die freien Journalist*innen gehören FOIRN an, einem Zusammenschluss indigener Gruppen in São Gabriel da Cachoeira. Jeden Monat wird ein Nachrichten-Podcast produziert, der in die 750 Gemeinden des indigenen Rio Negro ausgestrahlt wird. Nachrichten dieser freien Journalistengruppe können über Whatsapp von den 23 indigenen Völkern empfangen werden. Neben dem portugiesischen Brasilianisch werden Informationen auch in 4 indigenen Sprachen (Nheengatu, Baré, Baniwa und Yanomami) verbreitet. Dies ist nicht nur ein Ausdruck indigener Autonomie, sondern erhöht auch die Reichweite der Sendungen. Technische Unterstützung erhält das Netzwerk vom Instituto Socioambiental (ISA), das mit einer Vertreterin ebenfalls bei der Preisverleihung dabei war.

Neben dem Podcast werden über soziale Medien Videos, Fotos, Live-Sendungen, Audios und Texte verbreitet, die die eigenen Narrative der indigenen Völker wiederspiegeln. Die Journalist*innen nutzen ihre Reichweite auch zur Widerlegung von Falschmeldungen gegen indigene Völker, gegen Stererotype und Vorurteile. Ihre politischer Kampf nimmt auch politische Mobilisierungen wie das Acampamento Terra Livre auf, das indigene Forderungen nach Ausweisung und Rückgabe von Territorien und für eine Politik im indigenen Sinne nach Brasilia trägt

Rede Wayuri wurde ausgewählt, weil sie sich lokal herausragend zur Bewusstseinsbildung und zum Engagement bei Themen wie der Pandemie, Gewalt gegen Frauen und einer Reihe von Umweltbedrohungen eingesetzt haben.

Marivelton Barroso, vom Volk der Baré ist Präsident der Föderation der indigenen Organisationen des Rio Negro (Foirn). Er nahm den Preis im Namen des Netzwerks entgegen und wies auf die wichtige Rolle von Frauen bei der Berichterstattung hin. In seiner Rede betonte er, dass die Aktivitäten von Rede Wayuri im aktuellen politischen Geschehen Brasiliens immer wichtiger werden. Denn indigene Völker sind täglich politischen Angriffen auf ihre Rechte und physischen Übergriffen auf ihre Territorien ausgesetzt.

Die Preisverleihung ist damit auch ein Zeichen der Solidarität und der Hoffnung auf eine Wende aus Europa in das Amazonasgebiet.