Mindestalter bei Rente für LandarbeiterInnen besonders hart
Die brasilienweite LandarbeiterInnen-Gewerkschaft Contag weist in ihrer neuen Studie darauf hin, dass 78 Prozent der Landarbeiter und 70 Prozent der Landarbeiterinnen in Brasilien bereits mit 14 Jahren anfangen zu arbeiten. Bei der städtischen Bevölkerung würden 46 Prozent der Männer und 34 Prozent der Frauen im Alter von 14 Jahren ins Berufsleben einsteigen. Dementsprechend habe, so die Studie von Contag auf Basis von Daten des staatlichen Instituts für angewandte Wirtschaft Ipea, dem gewerkschaftsnahen Institut Dieese sowie weitere Statistikinstitute und Behörden, das von der De-facto-Regierung Michel Temers geplante Mindesteinstiegsrentenalter von 65 Jahren für die LandarbeiterInnen gravierende Konsequenzen. "Die Forderung nach einem Mindestalter ist eine jener bestimmungen, die nicht allgemein gelten dürfen", schlussfolgert die Studie. Vielmehr müssten jene ArbeiterInnen differenziert behandelt werden, die schon früh gezwungen waren, ins Berufsleben einzusteigen, zumal diese oftmals "mit wenig Schulbildung geringeres Einkommen und schwerere körperliche Arbeit hinnehmen" müssen, so die Studie von Contag. Die Schwere der körperlichen Arbeit führe zudem zu vorzeitiger Alterung.
Die Kürzung des Mindesteinstiegsrentenalter von 65 Jahren für Männer und Frauen ist Teil des erklärten Umstrukturierungspaket der Sozialversicherungsgesetzgebung in Brasilien, die De-facto-Regierung Michel Temer fordert. Teil des umfassenden Gesetzesplans ist auch die Einfrierung des gesetzlichen Mindestlohns bei bloßem Inflationsausgleich. WissenschaftlerInnen hatten errechnet, dass die Umsetzung von Temers Plänen zur fiskalpolitischen Haushaltsbremse zu massivem Einschnitten bei der gesetzlichen Rente führen würde.