Landpastorale CPT protestiert gegen Äußerungen des Agrarministers Maggi
Die Landpastorale CPT hat Brasiliens Agrarminisrer der De-Facto-Regierung von Michel Temer, den Sojabaron Blairo Maggi, scharf für dessen Äußerungen über die Opfer von Landkonflikten in Lateinamerikas größtem Land kritisiert. Die brasilianische Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft müssten sich angesichts solcher offensichtlich zynischen Einstellungen von Regierungsmitgliedern in Brasilien darüber im Klaren sein, "wie ernst die Situation" in Brasilien sei, so die Landpastorale.
Brasiliens Agrarminister Blairo Maggi hatte an der vom 15. bis zum 18.November in Marrakesch, Marroko, abgehaltenen Weltklimakonferenz COP 22 teilgenommen und war dort bei seiner Rede am 17. November einerseits durch Unkenntnis, andererseits durch blanken Zynismus aufgefallen. Am Vortag waren nochmals die Zahlen der Nichtregierungsorganisation Global Witness von Anfang 2016 vorgestellt worden, nach denen bei Landkonflikten weltweit jedes Jahr 150 Umweltschützer*innen ermordet werden, davon allein in Brasilien 50. Blairo Maggi nahm am Folgetag, als die Zahl der 50 Opfer in Brasilien Erwähnung fand, dies zum Anlaß, um seine Zufriedenheit zum Ausdruck zu bringen, "zu erfahren, dass von gestern auf heute 150 Umweltschützer weniger gestorben sind, weil gestern hörte ich, es waren 200 pro Jahr und hier sagt man nun, es waren 50". Blairo Maggi teilte den erstaunten Zuhörer*innen zudem seine Meinung über die Ursachen der Landkonflikte mit: "Wenn du an den Kern der Frage gehst, dann stellst du fest, dass es ein Problem zwischenmenschlicher Beziehungen an einem bestimmten Ort ist und dass das nicht in die Rechnung reinpasst".
Maggi fuhr fort, die "brasilianische Landwirtschaft ist die nachhaltigste der Welt, alle Flüsse sind geschützt durch die Gesetzgebung. Aber, viel mehr als durch die Gesetzgebung, werden [diese Flüsse] durch das Bewußtsein der brasilianischen Produzenten geschützt." Dem gegenüber sei die Gesetzgebung ein Problem für die Landwirt*innen Brasiliens. Denn, so führte Maggi am Beispiel von Amazoniens Schutzgesetzgebung aus, die gesetzlich geschützten Gebiete in Amazonien von 80 Prozent der Fläche seien wie "ein Hotel mit 100 Zimmern, von denen nur 20 benutzt werden dürfen. Die anderen 80 müssen ungenutzt verbleiben".
Blairo Maggi ist seit dem parlamentarischen Putsch Brasiliens Landwirtschaftsminister und zugleich der weltgrößte Sojaproduzent. Im Jahr 2005 wurde er mit dem Spottpreis der „Goldene Motorsäge“ von Greenpeace ausgezeichnet, eine Ehrung, die er aber nicht entgegennahm. Bereits unte Ex-Präsident Lula war Maggi Minister in Brasília gewesen, zuvor war er Gouverneur und später Senator seines Bundesstaats Mato Grosso gewesen.