Der Shalom-Menschenrechtspreis 2013 ging an die CPT
Brasilien, bevölkerungsreichstes Land Südamerikas, aufstrebende Wirtschaftsmacht, wird nächstes Jahr die Fußballweltmeisterschaft und zwei Jahre später die Olympiade ausrichten. Es gibt aber auch eine andere Seite dieser wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen. Diese beleuchtete Padre Paulo Joanil da Silva.
Eines der drängendsten Probleme des Landes ist immer noch die ungleiche Verteilung des Landbesitzes. Zehn Prozent der Brasilianer besitzen achtzig Prozent des Landes. Kleine Landwirte, die angepasste Landwirtschaft betreiben, werden von Großgrundbesitzern verdrängt. Brutale Gewalt ist allgegenwärtig. Padre Paulo Joanil da Silva veranschaulichte die Gefahren wie Bedrohung, Vertreibung und todbringende Gewalt. Die Regierung in Brasilien verfolge exakt den Willen des Kapitals, der Wirtschaft. Es finde ein Ausverkauf des Lebensraumes der Kleinbauern statt. Großprojekte, wie etwa Staudämme oder Flussumleitungen, dienten allein Minenbesitzern und der Industrie. An der Börse gehandelte Fonds kauften riesige Ländereien. Häufig genug stammten die Hintermänner aus den USA, China und Europa. Sie zerstörten jedoch den Lebensraum der Menschen, die dort leben. Riesige Monokulturen -etwa für den Sojaanbau für Masttierfutter oder die Produktion von Bio-Ethanol als Beimischung für Benzin- ruinierten die Böden und zerstörten die wertvolle Biosphäre des Regenwaldes für immer.
Die schlimmste Schande sei die Rechtlosigkeit und die Straflosigkeit. In klaren Worten und mit Bildern, die er aus Brasilien mitbrachte, erläuterte der Geistliche, dass die Drahtzieher der Morde fast immer straflos davonkämen. Aber die Menschen vergäßen nicht. Die vielen Landwallfahrten, Märsche im Gedenken an ermordete Frauen, Männer und Kinder, legten Zeugnis ab. Auch die Sklaverei sei im Amazonasgebiet längst nicht abgeschafft. Land sei für alle, nicht nur für wenige, betonte der Preisträger.
Michael Huhn, Referent für Brasilien beim katholischen Hilfswerk Adveniat, unterstrich in seiner Laudatio, die von Ulrike Schurr-Schöpfel vom AK Shalom verlesen wurde: „Wenn sich Brasilien an Wachstum und an Fortschritt berauscht, muss die Kirche Fürsprecherin der Armen sein, eine lästige Mahnerin und ein notwendiger Störsender im Nachrichtenschwall immer neuer Erfolgsmeldungen.“
In seinem Grußwort unterstrich der Schirmherr der Aktion, Oberbürgermeister Andreas Steppberger, wie beeindruckt er von der Arbeit der CPT und von Padre Paulo Joanil da Silva sei. Der Leiter des Referats Weltkirche des Bistums Eichstätt, Domkapitular Christoph Kühn, unterstrich, dass Frieden ohne Gerechtigkeit nicht möglich sei.
Das Referat Weltkirche ist einer der großen institutionellen Spender, wie auch die Stadt Eichstätt, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Oswald-Stiftung oder der Rotary-Club. Ein weiterer großer Teil des Preisgeldes kommt von privaten Spendern.
Professor Stefan Schieren, als Vertreter der Katholischen Universität machte deutlich, was das Besondere am AK Shalom sei. Über dreißig Jahre engagierten sich immer wieder neue Studierende ehrenamtlich und veränderten etwas in der Gesellschaft. Auch das Zusammenspiel von Bürgerinnen und Studierenden nannte er beispielhaft.
Sichtlich bewegt dankte der Preisträger den Mitgliedern des AK Shalom und den Gästen, die den Weg in den Spiegelsaal gefunden hatten. Er fühle die Solidarität der Menschen. Er wisse auch, wie viel die CPT Organisationen wie Adveniat und Misereor zu verdanken habe. Der Preisträger traf auch mit dem Eichstätter Bischof, Gregor Maria Hanke zusammen. Auch dieser versicherte Padre Paulo seine Solidarität. Der Bruder des Bischofs arbeitet im Norden Brasiliens als Priester. Mit einer Messe fand die Shalom-Aktion ihren Abschluss. Hochpfarrer Johannes Haas zelebrierte gemeinsam mit dem Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professor Richard Schenk und Padre Paulo Joanil da Silva die Messe. Professor Schenk stellte in seiner Predigt eine Verbindung zur Zentrale der CPT in Goiás her. Drei Flüsse träfen sich hier. Es sei ein Bild für die CPT, sie ermögliche eine menschliche Entwicklung. Der zweite Fluss sei die Bildung der internationalen Gemeinschaft. Sie müsse lernen, dass die Bewirtschaftung von Naturräumen ohne Zerstörung möglich sei. Dies lebten die Kleinbauern und Indigenen, die massiv bedroht seien, vor. Würden wir das nicht lernen, führe der Fluss in eine Katastrophe. Der dritte Fluss sei die Kirche. Eine paritätische Kirche, die Anwältin aus Liebe sein müsse. Sie müsse nicht nur auf Fehlverhalten, sondern auf Chancen hinweisen.
Padre Paulo sagte in seiner Dankesrede bei der Preisverleihung, ebenso wie am Ende des Abschlussgottesdienstes: „Eine andere Welt ist möglich. Eine gerechte Welt, in der alle genug haben. Wir müssen gemeinsam träumen.“