Tendenz steigend – Die neusten Entwaldungszahlen

Das Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE) und die Umweltschutzbehörde IBAMA haben am 7.11.2014 einen neuen Kooperationsvertrag abgeschlossen, um das Monitoring und die Kontrolle im Amazonas im Kampf gegen die illegale Abholzung zu optimieren.
| von KoBra
Tendenz steigend – Die neusten Entwaldungszahlen
"DirkvdM santa fe scorched". Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:DirkvdM_santa_fe_scorched.jpg#mediaviewer/File:DirkvdM_santa_fe_scorched.jpg

 

Ziel ist eine bessere Zusammenarbeit der Behörden und mehr Effizienz. Die DETER-Daten sollen künftig quartalsweise an die IBAMA übermittelt werden, um zu vermeiden, dass illegale Holzfäller durch die Daten genau wissen, welche Gebiete unter Beobachtung stehen und vorgewarnt sind. Zudem wird vom INPE an einem neuen DETER-b System gearbeitet, das hochauflösende Satellitenbilder bereitstellen soll, so dass illegale Rodung besser und schneller erkannt wird.
Noch sind die offiziellen Zahlen des genaueren Satellitenbeobachtungssystems PRODES nicht veröffentlicht. Laut WWF zeichnet sich jedoch nach Auswertung der DETER-Zahlen für 2014 eine Zunahme der Abholzung im Amazonasgebiet zum Vorjahr ab. DETER, das Satellitenbeobachtungssystem, das hauptsächlich der täglichen Kontrolle und dem Aufdecken von illegaler Abholzung dient, registriert derzeit nur Flächen mit mindestens oder mehr als 25 Hektar Größe (etwa 24 Fußballfelder). Zudem werden die Satellitenbilder in der Regenzeit von Wolkendecken gestört. Die DETER-Zahlen eignen sich daher nur bedingt, um genaue, statistische Vergleiche anzustellen. Trotz dessen lässt sich eine steigende Tendenz der Abholzung verzeichnen, was sich normalerweise mit den PRODES-Zahlen, die genauere Bilder liefern, deckt. Der Tendenz nach ist die Entwaldung nach DETER-Daten seit 2012 um fast ein Drittel gestiegen.
Das Instituto Imazon veröffentlichte zudem im Oktober 2014, kurz vor dem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen, die neusten Daten des Warnsystems Sistema de Alerta de Desmatamento (SAD), dass fast eine Verdopplung der Entwaldungszahlen misst. Das Institut Imazon wurde 1990 gegründet und arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung im Amazonas durch Studien, Unterstützung der Formulierung von öffentlichen Maßnahmen und einer weitreichenden Informations- und Bildungsarbeit. Die Daten des SAD, die wie das DETER auf Satellitenbildern mit einer maximalen Auflösung von 25 Hektar basieren, dienen vor allem einer Vorabeinschätzung von Tendenzen und bedürfen der Verifizierung durch die genaueren Zahlen des PRODES. Dies ist auch der Grund, warum das Umweltministerium sich bisher nicht zur tendenziell steigenden Abholzung äußerte – man wolle die offiziellen Zahlen des PRODES abwarten.
Antônio Nobre vom INPE warnte in einer kürzlich veröffentlichten Studie zu den Klimaveränderungen im Amazanos, „O Futuro Climático da Amazônia“, vor einer Unterschätzung der Folgen Entwaldung für das Klima. Anstatt die Folgen ernst zu nehmen, werde die Reduktion der Abholzung zwischen 2003-2013 gefeiert. Das massive Abholzen im Amazonas führe jedoch nicht nur zum sukzessiven Verschwinden bestimmter Spezies und der Zerstörung der Biodiversität, sondern habe außerdem zur Folge, dass es im Südosten des Landes zu weniger Regenfällen kommt, der Rio São Francisco weniger Wasser führt und es zu einer allgemeine Erderwärmung kommt. Die Wasserknappheit in São Paulo ist dafür ein aktuelles Beispiel.
Trotz dieser besorgniserregenden Zahlen unterzeichnete die brasilianische Regierung das Abkommen der Vereinten Nationen zur Reduzierung der Entwaldung im September 2014 in New York nicht. Das Abkommen schlägt eine Reduzierung der Entwaldung um 50% bis 2020 vor und wurde von einer Gruppe europäischer Länder erarbeitet. Es dient auch zur Grundlage für das dem Kyotoprotokoll nachfolgende Klimaabkommen, das im Dezember 2015 in Paris besprochen werden soll. Neben Brasilien lehnten auch China und Indien, die mit die höchsten Entwaldungszahlen weltweit vorweisen, das Dokument ab.