Lobbyarbeit in Deutschland zur Internationalen Tropenwaldpolitik
Doch vorweg: NICHT Gegenstand dieses Juli-Schwerpunktes sind all jene Lobbyorganisationen, deren Arbeit sich GEGEN Tropenwaldschutzpolitik im von uns begriffenen Sinne richtet, seien es berüchtigte Importeure von Holzprodukten, Soja oder Fleisch, Ölfirmen oder sonstige Industrieinteressenvertretende, deren hauptrangiges und sie einigendes Merkmal der Profit ist.
Wer sich zum Thema Tropenwald engagieren möchte, sollte wissen, wer Einfluss nehmen kann und nimmt auf die internationale Tropenwaldpolitik, sei es durch auffällige Aktionen, Kampagnen oder sprachliche Feinarbeit bei Positionspapieren.
Da sind einmal die großen Umweltschutzverbände in Deutschland, zu denen bekannte Organisationen wie der WWF, Greenpeace und Robin Wood zählen. Aber auch weniger bekannte Stiftungen, Sozialverbände, Nicht-Regierungsorganisationen und Vereine bringen ihr Fachwissen in die Diskussionen ein, z.B. beim Ländergespräch Brasilien des BMZ. Manche dieser kleineren Organisationen sind unter Dachverbänden wie der AG Wald vom Forum Umwelt und Entwicklung organisiert und vernetzt.
An dieser Stelle sollen einige AkteurInnen in Deutschland vorgestellt werden, die mit Lobbyarbeit zur Internationalen Tropenwaldpolitik beschäftigt sind. Um keine Gewichtung vornehmen zu müssen, sind die einzelnen Gruppierungen alphabethisch geordnet, allerdings wurden Organisationen ausgewählt, die einen Bezug zu Brasilien und der Amazonasregion aufweisen. Diese Auflistung erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll nur einen ersten Überblick geben und dazu dienen, dass sich Interessierende an die jeweiligen Organisationen wenden können. Über weitere Tipps, die zur Vervollständigung der Liste beitragen könnten, würden wir uns sehr freuen.
ARA (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e. V.), Bielefeld
www.araonline.de
Mitglied der AG Wald vom Forum Umwelt und Entwicklung
Ara ist Partner für globales Lernen und berät Schulen und außerschulische Lernorte.
Begleitet den REDD Prozess und die internationalen Klimaverhandlungen auch unter dem Biodiversitätsgesichtspunkt. Das Thema Wald und Mensch spielt bei Ara eine Rolle, so unterstützt die Organisation z.B. die Indianerhilfe Rondonia. Darüber hinaus haben sie Themen wie Papier- und Holzkonsum im Programm und bieten Unterrichtsmaterialien dazu an.
Zum Beispiel:
Positions- und Hintergrundpapiere für die REDD - Debatte in Deutschland
Greenpeace e.V., Hamburg
www.greenpeace.de
Seit 1971 setzt sich Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen ein. Gewaltfreiheit ist dabei das oberste Prinzip. Die Organisation ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. Greenpeace arbeitet international, denn Naturzerstörung kennt keine Grenzen.
Mit politischen Aktionen, Moratorien aber auch durch Studien wie „Wir essen Amazonien auf“ (Entwaldung für Rindfleischproduktion) nimmt Greenpeace Einfluss auf Verbraucher, Produzenten und politische Entscheidungen.
Zum Beispiel:
In Brasilien wird die Fleisch- und Lederindustrie keine Rinder mehr von neu gerodeten Urwaldflächen kaufen. Abnehmer wie Adidas, Nike und Walmart sahen sich durch eine weltweite Greenpeace-Kampagne veranlasst, die brasilianische Rinderindustrie als größten Urwaldvernichter im Amazonasgebiet zu wirksamen Maßnahmen im Urwaldschutz zu bewegen.
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/waelder/SlaughteringTheAmazon_ExecSumm.pdf
Klimabündnis e.V., Frankfurt
www.klimabuendnis.org
Seit 1990 haben sich dem Klima-Bündnis etwa 1.500 Städte und Gemeinden sowie als assoziierte Mitglieder Bundesländer, Provinzen, Regionen, Verbände und Organisationen angeschlossen. Der Dachverband der neun nationalen Indianerorganisationen Amazoniens (COICA) ist ebenfalls im Bündnis vertreten und setzt sich für die Interessen Indigener Völker der Regenwälder ein. Die Mitglieder haben sich die Reduktion von klimaschädlichen Treibhausgasen als Ziel gesetzt und sind zum Erhalt der Regenwälder eine Partnerschaft mit den Indigenen Völkern des Amazonasbeckens eingegangen. In der Praxis wird dieses Ziel verfolgt durch die Erarbeitung und Umsetzung von Klimastrategien, insbesondere in den Bereichen Energie und Verkehr, Öffentlichkeitsarbeit über den Schutz der Regenwälder und den Verzicht auf die Nutzung von Tropenholz aus Raubbau.
Zum Beispiel:
- Empfehlungen der Umweltorganisationen zur EU-Verordnung über die Verpflichtungen von Marktteilnehmern, die Holz und Holzerzeugnisse in Verkehr bringen Gemeinsames Positionspapier zum Download (pdf 320 KB)
- EU-Verordnung über das Inverkehrbringen von illegalem Holz und Holzerzeugnissen auf dem EU-Markt (FLEGT-Verordnung):
Brief an Frau Bundesministerin Ilse Aigner zum Download (pdf 1 MB)
Oro Verde e.V., Bonn
www.oroverde.de
In Deutschland liegt der Schwerpunkt seit der Gründung 1989 auf Umweltbildung und -information zum Thema Tropenwald sowie Förderung des Informationsaustausches zwischen Naturschutzorganisationen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Es werden Aktionen durchgeführt, die zur Sensibilisierung für das Thema Tropenwald in Deutschland beitragen.
Zum Beispiel:
Dass bei Klimaschutzprojekten in Tropenländern die Rechte und Interessen lokaler Gemeinschaften gewahrt und Wirkungen auf die biologische Vielfalt der Region beachtet werden, ist Ziel eines gemeinsam von Oro Verde und dem Global Nature Fund durchgeführten neuen Projekts.
http://www.oroverde.de/nc/aktuelles.html
Pro REGENWALD e.V., München
www.pro-regenwald.de
Pro REGENWALD hat sich das Ziel gesetzt, Wälder insbesondere in den Tropen - aber auch in anderen Regionen - in ihrer natürlichen Vielfalt zu schützen und zu bewahren. In Kooperation mit dort lebenden Völkern und anderen Anwohnern versucht Pro REGENWALD zu einer angepassten Entwicklung beizutragen. Der Verein recherchiert und informiert über die Zusammenhänge und Ursachen der Waldzerstörung und arbeitet dafür, die Ursachen der weltweiten Waldvernichtung abzubauen. Nach ihrem Verständnis können Wälder - ebenso wie andere Ökosysteme - nur erhalten werden, wenn sich die Menschheit global zu einer nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweise bekennt. Impulse dazu müssen insbesondere von den Industriestaaten ausgehen, wo innovative und grundlegende Veränderungen nötig und möglich sind.
Zum Beispiel:
Pro REGENWALD verfolgt die Diskussion zu den wichtigsten Themen auf (inter)nationalen Tagungen und Konferenzen und bezieht Stellung.
Rettet den Regenwald e.V., Hamburg
www.regenwald.org
Rettet den Regenwald wurde 1986 gegründet und ist eine politisch unabhängige Umweltorganisation, die sich konsequent für die Regenwaldmenschen und ihre Lebensräume einsetzt. Die Lobby- und Informationsarbeit in Deutschland bildet einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. Sie informiert die Öffentlichkeit über die deutsche Beteiligung an der Regenwaldzerstörung, zeigt die Ursachen auf, nennt die Täter beim Namen und versucht direkt in Deutschland Einfluss auf so genannte Entwicklungspolitik und die Geschäfte von Banken und Konzernen zu nehmen. Natürlich wendet sie sich auch an die Verbraucher/innen in Deutschland, die mit bewusstem Kaufverhalten, Protestaktionen und privatem Engagement zum Regenwaldschutz beitragen können.
Zum Beispiel:
Mit der Kampagne „Agrarenergie zerstört den Regenwald“ leistet Rettet den Regenwald Aufklärungsarbeit und fordert von der Bundesregierung und EU ein Ende der rücksichtslosen Agrarenergiepolitik.
http://www.regenwald.org/kampagnen.php
Robin Wood e.V., Bremen
www.robinwood.de
Im Jahr 1982 schloss sich ein Dutzend UmweltschützerInnen zusammen und nannten sich – inspiriert vom legendären Robin Hood – ROBIN WOOD. Auch heute noch sind kreative und oft spektakuläre Aktionen das Markenzeichen von ROBIN WOOD. Vom spontanen Aktionsverein hat sich ROBIN WOOD zur professionellen, bundesweit engagierten Umweltorganisation entwickelt, deren Kampagnen-Schwerpunkte die Themen Wald, Tropenwald, Energie und Verkehr sind.
Zum Beispiel:
Protestaktionen bei Unilever-Hauptversammlung wegen Palmölkritik
http://www.robinwood.de/Palmoel.64.0.html
urgewald e.V., Sassenberg
www.urgewald.de
urgewald wurde 1992 von Menschen gegründet, die aus Organisationen heraus gezielt gegen die negativen Auswirkungen deutscher Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik vorgehen wollten.
Aus der Regenwaldschutzbewegung heraus wendeten die Aktivisten von urgewald die damals ungewöhnliche Form des politischen Lobbying und des gezielten Campaigning gegen die "Verursacher" an.
urgewald vertritt die Interessen von Menschen, die unter den Folgen globaler Umweltzerstörung leiden. Deutsche Politik, deutsche Banken und Firmen sind an diesen Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen in vielen Ländern des „globalen Südens“ beteiligt. urgewald fordert von den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft genau jenes Handeln ein, zu dem sie sich in Ihren Geschäftsberichten und Regierungsprogrammen verpflichtet haben.
Zum Beispiel:
In ihrer Bankenkampagne fordert urgewald die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bei Finanzierungen von Projekten im Ausland. Sie recherchiert und dokumentiert die Auswirkungen der Finanzierung aus Deutschland und bringt Betroffene mit den Entscheidungsträgern direkt zusammen.
WWF (World Wildlife Fund for Nature), Berlin
www.wwf.de
Der WWF ist eine der größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt. Er wurde 1961 gegründet, in Deutschland 1963. Der WWF engagiert sich weltweit vor Ort beim Aufbau von Naturschutzgebieten, dem Erhalt gefährdeter Naturlandschaften und dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten Er nimmt Einfluss auf Regierungen, Industrie, Handel und Verbraucher und zeigt konkrete Vorschläge für den Naturschutz auf.
Zum Beispiel:
Der WWF unterstützt bei Klimaverhandlungen den politischen Entscheidungsprozess durch fachliche Beratung auf den Foren des wissenschaftlichen Ausschusses. Er führt Pilotprojekte zu den verschiedenen Ansätzen im REDD Kontext durch. Die Erkenntnisse aus Pilotprojekten tragen zur Entscheidungsfindung bei den Verhandlungen um die zukünftige Ausgestaltung des REDD Mechanismus bei.
http://www.wwf.de/themen/waelder/klima-wald/redd/