Öffentliche Vorlesungsreihe "Brasilien. Land der Zukunft oder der Vergangenheit?"
- https://www.kooperation-brasilien.org/de/veranstaltungen/termine/oeffentliche-vorlesungsreihe-brasilien-land-der-zukunft-oder-der-vergangenheit
- Öffentliche Vorlesungsreihe "Brasilien. Land der Zukunft oder der Vergangenheit?"
- 2022-05-19T18:00:00+02:00
- 2022-05-19T20:00:00+02:00
- Präsenz und Online
- Wann 19.05.2022 von 18:00 bis 20:00 (Europe/Berlin / UTC200)
- Wo Hörsaal 4, Arnold-Bode-Str. 12
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Im Jahr 1941 schrieb Stefan Zweig im brasilianischen Exil das Buch „Brasilien. Ein Land der Zukunft“. Der Buchtitel galt in Brasilien für Jahrzehnte als Beiname des Landes. Gerechtfertigt wurde dies, da trotz massiver Probleme die Bevölkerung auf ausländische Besucher stets Hoffnung – also Zukunft - ausstrahlte. Oft wurde von den Brasilianerinnen und Brasilianer der melancholisch-ironischen Zusatz angefügt … eine Zukunft, die wir nie erreichen werden.
Dann geschah das Unwahrscheinliche. Mit der Wahl des linken Kandidaten Luiz Inácio Lula da Silva zum Präsidenten, der sein Amt am 1.1. 2003 antrat, hatte Brasilien seine Zukunft erreicht. Die ersten Jahre seiner Regierung waren von einem breiten gesellschaftlichen Aufbruch und Zukunftsgestaltung geprägt. Die Ernüchterung trat ein. Derzeit wird Brasilien von einem rechtsradikalen Präsidenten regiert. Von Aufbruch und Hoffnung ist wenig zu spüren. Seine Wiederwahl würde Brasilien zum Land der Vergangenheit machen. Aber was könnte die Zukunft sein?
Brasilien ist heute ein tief gespaltenes Land. Die Frage, ob es noch ein Land der Zukunft oder doch der Vergangenheit ist, werden die Vortragenden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Die Teilnahme ist für max. 100 Personen in Präsenz möglich oder sie können sich zur online Teilnahme per Zoom bei Frau Klein anmelden: p.klein[at]uni-kassel[dot]de
Vortrag am 19. Mai: Hat der Cerrado eine Zukunft? Buchvorstellung
Erstmalig im deutschsprachigen Raum gab es im November 2021 einen „Cerrado-Tag“. Bei «kassel university press» erscheint nun die Publikation dieser Tagung.
Dieses Buch möchte nichts weniger als eine breite wissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Debatte im deutschsprachigen Raum über den brasilianischen Cerrado in Gang setzen.
Der Cerrado ist die artenreichste Savanne der Erde mit sehr hoher Biodiversität, ist etwa fünfmal so groß wie Deutschland. Seine Bedeutung steht in den ökologischen Wissenschaften außer Frage. Der Cerrado ist auch Lebens- und Wirtschaftsraum für viele traditionelle Völker und Gemeinschaften, deren Bedeutung in den Sozialwissenschaften zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen. Beide Diversitätsbereiche sind miteinander verknüpft und beide Bereiche sind im Cerrado, mehr als in anderen Regionen, bedroht. Den Vielfaltsebenen stehen nationale und internationale ökonomische Interessen gegenüber, die den Cerrado zu einer zentralen Ausbeutungsregion Brasiliens degradiert haben. Diese soziale und ökologische Zerstörung wird seit Jahrzehnten im Inland wie im Ausland weitgehend ignoriert und stößt zudem stillschweigend auf eine breite politische Akzeptanz.
Das Ergebnis ist, dass etwa die Hälfte der natürlichen Vegetation des Cerrado zerstört ist und dass auf den verbliebenen Flächen die traditionellen Völker und Gemeinschaften mit ihren nachhaltigen Lebens- und Bewirtschaftungsformen aufgrund anhaltend hoher Abholzungszahlen zunehmend bedroht sind.
Anders als tropische Regenwald erfährt der Cerrado bisher keine internationale Aufmerksamkeit.
Dieses Buch möchte dazu beitragen, dieser bis heute ungebrochenen und aus vielen Gründen nicht mehr akzeptablen Vernichtungsdynamik entgegenzuwirken. 16 Autorinnen und Autoren aus verschieden wissenschaftlichen Disziplinen sowie aus traditionellen Gemeinschaften erläutern in elf Beiträgen aus verschiedenen Blickwinkeln diese bedeutende aber weitgehend unbekannte Weltregion.
Die deutschsprachigen Autorinnen und Autoren Anna Abrahão, Ana Carolina Brugnera, Thomas Fatheuer, Klemens Laschefski und der Herausgeber Dieter Gawora werden das Buch gemeinsam vorstellen. Moderiert wird die Buchvorstellung von Carolin Holtkamp von der Universität Innsbruck.
Veranstalter: