Kurzarbeit nun auch in Brasilien
Am 6. Juli 2015 hatte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff die Regierungsmaßnahme Medida Provisoria 680 "zum Schutz der Arbeitsplätze" ("Programa de Proteção ao Emprego, PPE) unterzeichnet. Weite Teile der Gewerkschaftsführungen befürworteten das neue vom Staat induzierte und in der Umsetzung dann auch teilfinanzierte Modell, dass betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und gleichzeitig den Unternehmen in Zeiten der Krise Kosten sparen sollte. Doch vor allem die Basis der Arbeiter/innen blieb lang skeptisch. Jetzt hat der erste Betrieb in der wichtigen Metallarbeiterregion ABC im Süden von São Paulo dem neuen Konzept zugestimmt und somit ein bedeutsames Signal auch an andere Betriebe und Belegschaften ausgesandt. Vorbild des neues brasilianischen Programms "zum Schutz der Arbeitsplätze" ist das deutsche Kurzarbeitsmodell.
Die Belegschaft des Metallverarbeitenden Betriebs Rassini im ABC stimmte mehrheitlich für die betriebliche Anwendung der erst vor einem Monat von Präsidentin Dilma Rousseff unterzeichneten Medida Provisoria 680 "zum Schutz der Arbeitsplätze" ("Programa de Proteção ao Emprego, PPE). Bei Rassini werden nun für vier Monate die Löhne der Belegschaft um 15 Prozent gekürzt, die Hälfte der Kürzung (7,5 Prozent) wird aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung des Fundo de Amparo ao Trabalhador, FAT, übernommen und den Arbeiter/innen ausgezahlt. Die Maßnahme bei Rassina kann noch einmal um bis zu acht Monate verlängert werden. Im Gegenzug verzichtet die Firma auf betriebsbedingte Kündigungen.
Der Hersteller von Automobilsitzen Grammer do Brasil in Atibaia, im Bundesstaat São Paulo war die erste Firma, bei der mit der Belegschaft das neue PPE-Kurzarbeitsmodell vereinbart worden war. Grammer do Brasil schloss die Vereinbarung am 28. Juli 2015. Als nächste Firma schloss sich Caterpillar in Piracic, ebenfalls im Bundesstaat São Paulo, als auch die Filiale in Campo Largo, im südlichen Bundesstaat Paraná an. Bedeutsam ist aber nun der Abschluss der Vereinbarung in der ABC-Region von São Paulo, wo der Großteil der brasilianischen Industrie sitzt und der Schwerpunkt der organisierten Metallarbeitergewerkschaften liegt. Inwieweit angesichts der derzeitigen von den Unternehmen angedrohten Entlassungswellen in der brasilianischen Industrie dieses Kurzarbeitsmodell Schule machen und die Arbeiter/innen überzeugen wird, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Das PPE-Programm sieht eine Obergrenze von bis zu 30-Prozent Reduzierung des Gehalts vor, der über die Arbeitslosenversicherung dann abgedeckte Anteil liegt jeweils bei der Hälfte des gehaltreduzierten Wertes.