Drei ungemeldete Störfälle in Urananreicherungsanlage Resende

<strong>Rio de Janeiro.</strong> In der brasilianischen Urananreicherungsanlage Fábrica de Combustível Nuclear (FCN) in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro ist es in den letzten drei Jahren zu Zwischenfällen gekommen, die nicht der Öffentlichkeit bekannt gegeben wurden. Dies wurde erst heute durch einen Bericht der Tageszeitung Correio Braziliense bekannt. Der Correio berichtet in seiner <a href="http://www.correiobraziliense.com.br/app/noticia/politica-brasil-economia/33,65,33,12/2011/10/19/interna_brasil,274520/produto-radioativo-vaza-em-industria-nuclear-do-governo-em-resende-rj.shtml">Mittwochausgabe</a>, dass es sich dabei um zwei Chemievorfälle, aber auch um einen Vorfall mit angereichertem Uran gehandelt habe. Der Correio beruft sich dabei auf der Zeitung vorliegende interne Mitarbeiter-Emails.<br /><br />
| von Christian Russau


Bei dem laut Correio Braziliense am 14. Juli 2009 ausgetretenen angereicherten Uran habe es sich um gasförmiges Urandioxid (UO2) gehandelt, dass aus einer Maschine unplanmäßig austrat und auf den Boden fiel. Ein Austritt in die Umwelt sei nicht erfolgt, und auch Mitarbeiter seien nicht gefährdet gewesen, zitierte die Zeitung den Leiter der Fabrikanlage. Der Leiter der Abteilung für Uranbrennstoffproduktion, Samuel Fayad Filho, erläuterte gegenüber dem Correio, dass "das Uran in einem hermetisch abgeriegelten Raum" war und nicht in die Umwelt gelangte. Gleichwohl räumte er "Fehler" in den Produktionsanlagen ein.

Ein vom Correio daraufhin befragter Mitarbeiter der brasilianischen Bundesregierung versuchte den Vorfall ebenfalls herunterzuspielen. Der Mitarbeiter, der seinen Namen nicht genannt haben wollte, sagte dem Correio Braziliense: "Das erscheint mir kein schwerwiegendes Problem zu sein, weil ja nicht einmal das Präsidialamt darüber informiert wurde". Wie in Brasiliens Atomindustrie mit ungeplanten Vorgängen mitunter umgegangen wird, davon zeugen die 22.000 Liter radioaktiven Wassers, die am 28. Mai 2001 aus der Atomanlage Almirante Álvaro Alberto in Angra dos Reis im Bundestaat Rio de Janeiro, wo die beiden Atomkraftwerke Angra 1 und 2 stehen sowie Angra 3 im Bau befindlich ist, unkontrolliert ausliefen - die staatliche Betreiberfirma Electronuclear hatte es damals erst Monate später für notwendig erachtet, die lokalen Behörden über den Vorfall zu informieren. Transparenz sieht auf jeden Fall anders aus.

In der Anlage der Fábrica de Combustível Nuclear (FCN) in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro reichert Brasilien derzeit Uran auf vier Prozent an, das dann ausreicht, um zehn Prozent der Uranbrennstoffs für Angra 1 und fünf Prozent von Angra 2 abzudecken. Der weitaus größte Anteil des im AKW-Komplex Angra verwendeten Uranbrennstoffes wird im Ausland angereichert. Dazu verarbeitet Brasilien pro Jahr die 400 Tonnen Uran aus der Mine Lagoa Real / Caetité im Bundesstaat Bahia zu so genanntem "Gelbkuchen" ("yellowcake") und verschifft diesen nach Kanada zur Weiterverarbeitung zu Uranhexafluorid (UF6) durch die kanadische Firma Cameco. Das UF6 wird von dort zur Anreicherung und Verarbeitung zu gasförmigen Urandioxid (UO2) nach Europa zur britisch-niederländisch-deutschen Urenco geschickt, bevor es dann in Brasilien, in den beiden Reaktoren im Atomkomplex Almirante Álvaro Alberto in Angra dos Reis im Bundestaat Rio de Janeiro, in Form von Brennstäben zur Stromgewinnung eingesetzt wird.