Ex-Präsidentschaftskandidatin Marina Silva tritt aus der Partido Verde aus

<strong>São Paulo.</strong> Die langjährige Senatorin und ehemalige Umweltministerin Marina Silva erklärte am vergangenen Donnerstag in São Paulo <a href="http://oglobo.globo.com/pais/mat/2011/07/06/marina-silva-anuncia-saida-do-partido-verde-924852737.asp">ihren Austritt</a> aus der Grünen Partei (Partido Verde - PV). Marina Silva erklärte, ihr Schritt habe nichts mit Pragmatismus mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im Jahre 2014 zu tun. "Es ist der Moment, an dem wir in uns gehen müssen, die Zeit der Wahrheit für uns und die Gesellschaft zu finden", so Silva. Bereits bei ihrem Besuch in Berlin Anfang Juli dieses Jahres hatte sie betont, ihr schwebe zur Zeit eher die Schaffung einer neuen Bewegung vor als die Schaffung einer neuen Partei.
| von Christian Russau

 


Mit ihrem Austritt aus der nicht unumstrittenen Partei der brasilianischen Grünen hat Marina Silva nun den seit Wochen von der Öffentlichkeit erwarteten Schritt, mit der Partei zu brechen, deren Präsidentschaftskandidatin sie im vergangenen Jahr bei den Wahlen war, vollzogen. Silva war erst im Jahre 2008 aus der regierenden Arbeiterpartei (Partido dos Trabalhadores - PT) aus Protest gegen die Umweltpolitik der Partei aus- und später in die Partido Verde eingetreten.

Laut übereinstimmenden Medienberichten der letzten Monate gab es Differenzen und politische Machtkämpfe um Vorsitz, Struktur, politische Ausrichtung und Arbeitsweisen innerhalb der Partido Verde. Demnach habe sich unter anderem der seit zwölf Jahren die Partido Verde als Präsident führende José Luiz Penna geweigert, neue Modalitäten bei den Wahlen für die die Partei führenden Gremien zuzulassen. Der Grünenpolitiker aus Rio, Alfredo Sirkis, kritisierte die Partido Verde und deren Parteivorsitzenden Penna scharf: Die grüne Partei Brasiliens sei "eine in Konkurs gegangene Notarstube mit einem Präsidenten, der Erbe sein will", wetterte Sirkis, bevor er selbst zwar noch nicht seinen Austritt aus der Partei erklärte, sich aber temporär beurlauben liess.

Zusammen mit Silva, die bei den Präsidentschaftswahlen für Beobachter überraschende knapp 20 Millionen Stimmen im ersten Wahlgang erhalten hatte, verließen neben Sirkis weitere Grünenpolitiker die Partei, unter ihnen auch ihr Vize-Kandidat bei den letzten Präsidentschaftswahlen, der Unternehmer Guilherme Leal, sowie der seit Jahren als Marina Silvas rechte Hand geltende João Paulo Capobianco, der während Marinas Zeit als Umweltministerin Generalsekretär ihres Umweltministeriums und im vergangenen Jahr ihr Wahlkampfmanager war.

Einer der prominentesten Grünenpolitiker, Fernando Gabeira, unterstützte zwar verbal die Position Marina Silvas, die PV zu verlassen, erklärte aber selbst, der Partei vorerst nicht den Rücken zuzukehren. Der laut der Tageszeitung Globo per Videokonferenz zugeschaltete Gabeira erklärte seine Unterstützung für die Gründung einer Bewegung, die sich für die mögliche Kandidatur von Marina Silva zur Präsidentschaft bei den im Jahre 2014 anstehenden Wahlen einsetze. Gabeira ließ aber dennoch keinen Zweifel an seiner Hoffnung, Marina Silva und die Partido Verde doch wieder zusammenführen zu können. Indessen gehen in Medien und Blogs die Spekulationen um die politische Zukunft Marina Silvas und eine mögliche Gründung einer neuen sich inhaltlich ökologisch ausrichtenden Partei in Brasilien weiter.